Heiner Fosseck
Freitag, 27. Oktober 2017
Mittwoch, 29. März 2017
Aus Hamburger Abendblatt am 28.3.2017
Die Förde Reederei Seetouristik bietet von Mai an tägliche
Verbindungen. HVV-Tickets gelten aber nicht.
Hamburg. Es ist eine Nachricht, an die viele in den Elbvororten
nicht mehr geglaubt haben. Doch das lange Ringen vor und hinter den Kulissen
hatte durchschlagenden Erfolg. Blankenese bekommt seine Fähranbindung zurück.
Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, soll spätestens von Mai an täglich ein
Schiff zwischen St. Pauli-Landungsbrücken und den Elbvororten pendeln. Möglich
macht das ein privates Unternehmen. Mit der Förde Reederei Seetouristik (FRS)
haben die Blankeneser einen Partner gefunden, der es anscheinend sehr ernst mit
dem Projekt meint.
Fünfmal pro Tag wird das Schiff in Blankenese
anlegen
Denn die FRS plant gleich zu Beginn nicht nur eine tägliche,
sondern auch ganzjährige Verbindung. "Wenn wir etwas machen, dann packen wir es
auch richtig an", sagt FRS-Geschäftsführerin Birte Dettmers auf
Abendblatt-Anfrage. Vier- bis fünfmal pro Tag wird das Schiff zwischen dem
Hamburger Hafen und Blankenese pendeln und dabei auf dem Rückweg am Anleger
Teufelsbrück stoppen. Eine Rundfahrt von den St. Pauli-Landungsbrücken bis
Blankenese und zurück wird 18 Euro kosten. Für Vielfahrer sind laut DettmersSo
sieht das neue Fährschiff aus, das bald auf der Elbe schippern wird
Foto: FRS / HA/FRS
Foto: FRS / HA/FRS
Am kommenden Wochenende soll das dafür vorgesehene Schiff von
Rügen aus zum neuen Heimathafen Hamburg übergeführt werden. 240 Passagiere kann
die "Seebad Juliusruh" transportieren. Das Schiff, das einst zur Reederei Kipp
gehörte, verfügt über ein großes Freideck. Laut Dettmers ist zusätzlich Platz
für bis zu 50 Fahrräder. Einige Details sind allerdings noch zu klären, deshalb
kann Dettmers den genauen Starttermin nicht benennen. "Am liebsten so schnell
wie möglich. Aber spätestens im Mai geht es los", verspricht sie. Zuvor hatte
das Unternehmen den Markt und das Potenzial genau analysiert. "Wir glauben an
das Projekt", so Dettmers.
Anwohner und Fans kämpfen seit
Langem
Die städtische Fährgesellschaft Hadag hatte im Jahr 2005 den
Verkehr auf der Niederelbe eingeschränkt. Seither kämpfen Anwohner und Fans der
Fährlinie darum, dass wieder an die alten Zeiten angeknüpft wird. Vor einigen
Jahren gründete sich deshalb eine Initiative aus Anwohnern, Politikern,
Prominenten sowie zahlreichen Vereinen und Verbänden, die sich vehement für
einen Linienverkehr bis Wedel und Cranz einsetzt. 2014 schuf die Hadag mit dem
Elb-Hüpfer wieder ein Angebot. Allerdings verkehren die Schiffe nur im Sommer
und nur am Wochenende. Die Rundfahrt vom Hafen bis nach Wedel kostet 30 Euro.
Eine Erweiterung des Angebots schloss die Hadag
aus.
Für viele Anwohner und Mitglieder der Initiative war das zu wenig.
Sie kämpften weiter, fanden auch Interessenten. Doch die Versuche scheiterten,
die Linie wiederzubeleben. Bis der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins,
Jürgen Weber, der das Projekt Elbe-Este-Fähren unterstützt, zusammen mit
Fährgeschäftskenner Fritz Kröger den Kontakt zur Förde Reederei suchte. Mit
Erfolg. "Wir halten das Projekt für sehr interessant. Blankenese ist auch über
die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und wird Besucher anziehen", sagt
Dettmers für die Reederei, die von Hamburg aus auch die Verbindung mit dem
Katamaran zur Hochseeinsel Helgoland betreibt.
Dettmers und der Förde Reederei Seetouristik ist gelungen, woran
einige andere Interessenten zuvor gescheitert waren: einen Anlegeplatz an den
viel frequentierten St. Pauli-Landungsbrücken zu bekommen. "Wir haben keinen
festen Liegeplatz erhalten", stellt Dettmers klar. Nach langwierigen
Verhandlungen einigten sich das Unternehmen und die städtische Hamburg Port
Authority (HPA) vielmehr auf einen Kompromiss. Im Rahmen des
Gelegenheitsverkehrs werden die Fahrten genehmigt. Das bedeutet für die
Reederei: Sie muss sich monatlich die Abfahrtszeiten genehmigen lassen, und der
Abfahrtsort kann wechseln.
Mit 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro
Jahr
Trotz des enormen Verwaltungsaufwandes ist Dettmers zufrieden.
"Die Hauptsache ist, dass wir ein Schiff der FRS auf der Elbe entlang einsetzen
können." Gleichzeitig gibt es bereits Bemühungen vonseiten der Altonaer
Bezirkspolitik, der Reederei dabei den Rücken zu stärken. Für die kommende
Bezirksversammlung am Donnerstag, 30. März, hat die SPD nun einen dringlichen
Antrag zum Thema Fährverbindung nach Blankenese gestellt. Darin fordern die
Sozialdemokraten die HPA auf, die Initiative der Reederei schifffahrts- und
hafentechnisch zu unterstützen. Zudem soll die neue Fährverbindung auch über
städtische Portale mit beworben werden, damit ausreichend Gäste den Weg auf die
"Seebad Juliusruh" finden.
Mit bis zu 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro Jahr. Ob sich
die Reederei, wenn es gut läuft, auch eine Ausweitung gen Wedel oder Cranz
vorstellen kann? "Ja, wir können uns vorstellen, das weiter auszubauen", sagt
Dettmers. "Aber erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf
Blankenese."
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Hamburger Abendblatt 2017 – Alle Rechte vorbehalten.Mittwoch, 1. Oktober 2014
Aus Hambuger Abendblatt 28.03.2017
Die Förde Reederei Seetouristik bietet von Mai an tägliche
Verbindungen. HVV-Tickets gelten aber nicht.
Hamburg. Es ist eine Nachricht, an die viele in den Elbvororten
nicht mehr geglaubt haben. Doch das lange Ringen vor und hinter den Kulissen
hatte durchschlagenden Erfolg. Blankenese bekommt seine Fähranbindung zurück.
Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, soll spätestens von Mai an täglich ein
Schiff zwischen St. Pauli-Landungsbrücken und den Elbvororten pendeln. Möglich
macht das ein privates Unternehmen. Mit der Förde Reederei Seetouristik (FRS)
haben die Blankeneser einen Partner gefunden, der es anscheinend sehr ernst mit
dem Projekt meint.
Fünfmal pro Tag wird das Schiff in Blankenese
anlegen
Denn die FRS plant gleich zu Beginn nicht nur eine tägliche,
sondern auch ganzjährige Verbindung. "Wenn wir etwas machen, dann packen wir es
auch richtig an", sagt FRS-Geschäftsführerin Birte Dettmers auf
Abendblatt-Anfrage. Vier- bis fünfmal pro Tag wird das Schiff zwischen dem
Hamburger Hafen und Blankenese pendeln und dabei auf dem Rückweg am Anleger
Teufelsbrück stoppen. Eine Rundfahrt von den St. Pauli-Landungsbrücken bis
Blankenese und zurück wird 18 Euro kosten. Für Vielfahrer sind laut DettmersSo
sieht das neue Fährschiff aus, das bald auf der Elbe schippern wird
Foto: FRS / HA/FRS
Foto: FRS / HA/FRS
Am kommenden Wochenende soll das dafür vorgesehene Schiff von
Rügen aus zum neuen Heimathafen Hamburg übergeführt werden. 240 Passagiere kann
die "Seebad Juliusruh" transportieren. Das Schiff, das einst zur Reederei Kipp
gehörte, verfügt über ein großes Freideck. Laut Dettmers ist zusätzlich Platz
für bis zu 50 Fahrräder. Einige Details sind allerdings noch zu klären, deshalb
kann Dettmers den genauen Starttermin nicht benennen. "Am liebsten so schnell
wie möglich. Aber spätestens im Mai geht es los", verspricht sie. Zuvor hatte
das Unternehmen den Markt und das Potenzial genau analysiert. "Wir glauben an
das Projekt", so Dettmers.
Anwohner und Fans kämpfen seit
Langem
Die städtische Fährgesellschaft Hadag hatte im Jahr 2005 den
Verkehr auf der Niederelbe eingeschränkt. Seither kämpfen Anwohner und Fans der
Fährlinie darum, dass wieder an die alten Zeiten angeknüpft wird. Vor einigen
Jahren gründete sich deshalb eine Initiative aus Anwohnern, Politikern,
Prominenten sowie zahlreichen Vereinen und Verbänden, die sich vehement für
einen Linienverkehr bis Wedel und Cranz einsetzt. 2014 schuf die Hadag mit dem
Elb-Hüpfer wieder ein Angebot. Allerdings verkehren die Schiffe nur im Sommer
und nur am Wochenende. Die Rundfahrt vom Hafen bis nach Wedel kostet 30 Euro.
Eine Erweiterung des Angebots schloss die Hadag
aus.
Für viele Anwohner und Mitglieder der Initiative war das zu wenig.
Sie kämpften weiter, fanden auch Interessenten. Doch die Versuche scheiterten,
die Linie wiederzubeleben. Bis der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins,
Jürgen Weber, der das Projekt Elbe-Este-Fähren unterstützt, zusammen mit
Fährgeschäftskenner Fritz Kröger den Kontakt zur Förde Reederei suchte. Mit
Erfolg. "Wir halten das Projekt für sehr interessant. Blankenese ist auch über
die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und wird Besucher anziehen", sagt
Dettmers für die Reederei, die von Hamburg aus auch die Verbindung mit dem
Katamaran zur Hochseeinsel Helgoland betreibt.
Dettmers und der Förde Reederei Seetouristik ist gelungen, woran
einige andere Interessenten zuvor gescheitert waren: einen Anlegeplatz an den
viel frequentierten St. Pauli-Landungsbrücken zu bekommen. "Wir haben keinen
festen Liegeplatz erhalten", stellt Dettmers klar. Nach langwierigen
Verhandlungen einigten sich das Unternehmen und die städtische Hamburg Port
Authority (HPA) vielmehr auf einen Kompromiss. Im Rahmen des
Gelegenheitsverkehrs werden die Fahrten genehmigt. Das bedeutet für die
Reederei: Sie muss sich monatlich die Abfahrtszeiten genehmigen lassen, und der
Abfahrtsort kann wechseln.
Mit 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro
Jahr
Trotz des enormen Verwaltungsaufwandes ist Dettmers zufrieden.
"Die Hauptsache ist, dass wir ein Schiff der FRS auf der Elbe entlang einsetzen
können." Gleichzeitig gibt es bereits Bemühungen vonseiten der Altonaer
Bezirkspolitik, der Reederei dabei den Rücken zu stärken. Für die kommende
Bezirksversammlung am Donnerstag, 30. März, hat die SPD nun einen dringlichen
Antrag zum Thema Fährverbindung nach Blankenese gestellt. Darin fordern die
Sozialdemokraten die HPA auf, die Initiative der Reederei schifffahrts- und
hafentechnisch zu unterstützen. Zudem soll die neue Fährverbindung auch über
städtische Portale mit beworben werden, damit ausreichend Gäste den Weg auf die
"Seebad Juliusruh" finden.
Mit bis zu 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro Jahr. Ob sich
die Reederei, wenn es gut läuft, auch eine Ausweitung gen Wedel oder Cranz
vorstellen kann? "Ja, wir können uns vorstellen, das weiter auszubauen", sagt
Dettmers. "Aber erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf
Blankenese."
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Hamburger Abendblatt 2017 – Alle Rechte vorbehalten.- Eine Reise ins Elsass
Eine Reise ins Elsass
Wir
fahren mit dem Bus, denn die Welt ist zu schön, um über sie hinwegzufliegen. So
fuhren 46 Blankeneser im September 2014 mit dem Bus ins Elsass. Organisiert von
Gigi und Uwe Reger, sowie durchgeführt von der Firma Dehn Touristik.
Los ging es in aller Herrgottsfrühe vom
Blankeneser Bahnhof und nach fast 12 Stunden und 730 Kilometern kamen wir im
Hotel Novotel bei Colmar an. Unser Fahrer war Raik Els. Trotz seines nordischen
Namens kam er aus Sachsen-Anhalt und war ein richtiger Profi. Man fühlte sich
bei ihm gut aufgehoben und es gab kein Problem, das er nicht irgendwie gelöst
hätte. So war denn sein Wahlspruch auch: „Alles wird gut“! Das Hotel lag zwischen
Flughafen und Autobahn. Aber für eine angenehmen
Nachtruhe kein Hindernis. Eher hatte man mit den französischen Betten Probleme.
Eine Besucherritze war bei diesen überbreiten Kingsize-Betten nicht vorhanden. Ein
Bettsofa konnte aufgeklappt werden und diejenigen von uns, die die Bettdecke
nicht mit dem Partner teilen wollten, konnten auf die Couch umziehen.
Am nächsten
Morgen begann die Stadtführung durch das noch verschlafene Colmar. Wir wurden
in zwei Gruppen aufgeteilt und unsere Stadtbilderklärerin – Führerin sollte man
nicht mehr sagen – zeigte uns die Altstadt von Colmar. Auch das Geburtshaus von
Frederic-Auguste Bartholdi. Den Namen hatte ich noch nie gehört. Ich kenne
Bartholdy und der ist in Hamburg geboren und war Musiker und Komponist. Der
Colmarer Bartholdi war Bildhauer und hatte gigantische Kunstwerke geschaffen.
Z. B. die Freiheitsstatue in New York. Eine kleinere Ausgabe der Freiheitsstatue stand unweit unseres
Hotels. Wunderschöne Bäckerläden und Souvenirshops und feine Restaurants und Cafés
reihten sich durch die Altstadt. Sehr schöne Fachwerkhäuser mit Blumenkästen
vor den Fenstern. Überhaupt waren überall üppiger Blumenschmuck zu sehen. Auf
diese Blumenpracht im öffentlichen Raum waren wir Blankeneser recht neidisch. Unsere
Freizeit füllten wir mit einen Besuch des Salon de The am Place de Cathedrale,
wo wir uns Flammkuchen miteinander teilten und anschließend irrten wir durch
die Stadt, bis wir die Kirche St. Martin fanden, wo der ausgelagerte Isenheimer
Altar von Mathias Grünewald zur Zeit ausgestellt war. So kamen wir auch noch
pünktlich zur Anlegestelle des kleinen Flüsschens Lauch. Eine angenehme
Kahnfahrt auf diesen idyllischen Fluss war pure Erholung, auch wenn man ab und
an den Kopf einziehen musste, wenn man unter niedrigen Brücken hindurch fuhr,
denn man wollte ja seine Schädelbasis nicht ruinieren. Sehenswert war die
Markthalle an der Lauch. Hier gab es Käse, Wein, Brot Früchte und Gemüse leider
zu gesalzenen Preisen. Überhaupt waren die Preise höher als in Deutschland.
Gegen Abend waren wir rechtzeitig im Hotel und nach dem Abendessen waren wir
sogleich aufs Zimmer gegangen. Bis auf eine recht abenteuerlustige
Blankeneserin, die in einer eindeutigen Bar recht zweideutige Damen vorfand.
Am Tag
darauf war der Bus mit uns frühzeitig am Bahnhof Colmar und wir harrten auf
unsere Reisebegleiterin Sabine. Die uns
an diesem Tag die Vogesen und Dörfer und Städte ihrer elsässischen Heimat
erklären sollte. Nachdem unser Fahrer Raik Els – immer perfekt im weißen Hemd,
Krawatte und Sakko gekleidet – die Sabine wohl aus dem Bett geklingelt hatte,
kam die recht junge Dame vollkommen verschwitzt angerannt. Unter tausend
Entschuldigungen versuchte sie in unsäglichem Deutsch uns ihre Heimat zu
erklären. Behalten habe ich nur einen Napoleon den XIII. und daß Wilhelm der
II. 1871 zum Kaiser gekrönt wurde. Ihr Aussage die Kuhe mühen avancierte bei
uns zum Spruch des Tages. Hoch oben auf dem Bergeshöhen der Vogesen war eine
Käserei, die wir besichtigen sollten. Ziegen wurden hier gezüchtet und sehr
schöner Ziegenkäse wurde noch in Handarbeit hergestellt. Wir ließen einen
Diavortrag über uns ergehen. Wir wissen nun alles über die Aufzucht von Ziegen.
Von der Geburt bis zum gewaltsamen Tod durch wilde Wölfe. Der Vortrag wurde in französischer Sprache
gehalten und von Sabine übersetzt und von Irmi Rietdorf in verständliches
Deutsch korrigiert.Die Käseprobe wurde uns von den Bauersleuten auf einer Messerspitze
dargeboten. Das Mittagessen nahmen wir in einer Pizzeria in Geràrdmer ein. Wir
waren uns selbst überlassen, denn unsere Sabine weigerte sich, uns diese
bekannte lothringische Touristengemeinde zu erklären. Wir lustwandelten am See
entlang. Hier war die Sommersaison schon
vorbei, obwohl das Wetter immer noch herrlich warm war.
Das
schönste Dorf in Frankreich ist Eguisheim an der elsässischen Weinstraße.
Komplett erhaltener mittelalterlicher Stadtkern mit vielen Fachwerkhäusern mit
überreichlichem Blumenschmuck. Viele Winzer haben hier ihre Kellereien. Beim Winzer
Bruno Hertz waren wir zu einer Weinprobe eingeladen, obwohl die Weinlese im vollen
Gange war. Hier wurde der Wein großzügig
ausgeschenkt. So wurde denn auch Wein von uns eingekauft.
Der Pädagoge
Herr Walter war recht eigenwillig angezogen. Sandalen ohne Strümpfe, ein Schal
wild um den Hals geschlungen und eine große Reisetasche über die Schulter
gehängt, so empfing uns unser neuer Reiseleiter an der Peripherie der Altstadt in Straßburg. So einen Lehrer
hätte ich in der Schulzeit auch gern gehabt. Kompetent und voll Anekdoten
erzählte er uns von der Geschichte Straßburgs. In das gewaltige Münster führte
er uns so rechtzeitig, dass wir vor der Mittagspause auch noch die
astronomische Uhr besichtigen konnten. Hoch oben der Tod hielt seine reichliche
Ernte, wie zu jeder vollen Stunde. Ein hochkomplexes Kunstwerk, das sich mir
nur bruchstückhaft erschloss. Nachmittags war eine Schifffahrt auf der Ill
angesagt. Das war eine gemütliche Sache. Wir saßen in einen weißen Kahn und die
Altstadt glitt an uns vorbei. Die schicken Glaspaläste der Europäischen
Behörden und politischen Instanzen wurden von uns pflichtschuldig bewundert.
Sahen wir doch erstmalig, wo die vielen Gelder für die EU hin wandern. Das
Altstadtviertel „Petite France“
erreichten wir nach dem Passieren von Schleusen. Die Sonne meinte es sehr gut
mit uns. Sehr schönes Wetter für Ende September..Abends speisten wir im
Restaurant Chaine d`or. Riesige bunte Schüsseln mit Bäckeroffe. Ein Gericht mit
allerlei Fleisch, Kartoffeln, Wurzeln und sonstiges Gemüse und übergossen mit
Rotwein. Wir waren begeistert und fröhlich.
Eine
hochmoderne Straßenbahn sollte uns zum Bus bringen. Das ziehen der Fahrkarte
und das Entwerten am Automaten dauerte länger als die eigentliche Bahnfahrt.
Am nächsten
Morgen waren wir in Kaysersberg. Auch ein Ort mit sehenswerter Altstadt.
Verzweifelt suchten wir das Geburtshaus von Albert Schweitzer. Wir rannten uns
die Hacken ab. Konnten aber nur ein Denkmal und das Museum Albert Schweitzers
finden. Dafür hatten wir mit einigen liebenswürdigen Damen und Herren
gesprochen, die uns den Weg zeigen wollten.
In dem
bekannten Touristenort Riquewihr war reges Leben wie in der Drosselgasse in
Rüdesheim weiter drunten auch am Rhein. Auch ein „schönstes Dorf in
Frankreich“, wegen ihres unversehrten Stadtbildes aus dem 15. Jahrhundert. Hier
bekamen wir die 88 jährige Winzerin Marianne Hartmann als Stadtbilderklärerin.
Eine außergewöhnliche Frau. 1926 im seit sechs Jahren wieder französischen
Elsass als Deutsche geboren. Die Deutschen waren die Feinde. Sie durfte kein
französisch sprechen. Sie ging von 1933 bis1940 auf eine französische Schule.
Ab 1940 ging sie auf eine deutsche Schule und durfte nicht französisch
sprechen. Sie machte das deutsche Abitur 1944 und 1945 wurde das Elsass wieder
französisch und man erkannte das deutsche Abitur nicht an. Sie heiratete und
bekam 6 Kinder. Lernte LKW fahren und fuhr Busse. Sie kauften verwildertes Land
und machten es urbar und bauten Wein an. Später war sie Lehrerin und jetzt Stadtführerin. Sie machte ihre
Sache gut. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. So erzählte sie, dass ein
Buch über den Isenheimer Altar in Form eines Zwiegespräches zwischen Ihr und
Grünewald erschienen war und jetzt vergriffen ist.
Die
große Klosteranlage Saint Odile krönt den fast 800 m hohen Odilenberg am
Ostrand der Vogesen. Die Aussicht ging bis zum Schwarzwald. Drei Nonnen und vier
Mönche leben hier noch in der gewaltigen Klosteranlage. Etliche Kapellen sind
zu besichtigen. Immer sind hier Beter zu finden, um Tag und Nacht Gebete zu
sprechen. Wir wollten mehr irdischen Genüssen frönen und zu Mittag essen. Meine
Frau bekam den letzten Salat und ich noch einen Kaffee. Das Geschirr wurde
nicht abgeräumt. Man hatte wohl schon Feierabend gemacht.
Um 17
Uhr waren wir auf der Hochkönigsburg zur Besichtigung mit Führung angemeldet. Also runter vom
Odilenberg und wieder rauf auf dem Vogesenkamm. Der unvergessene letzte
Deutsche Kaiser Wilhelm II. hatte eine verfallene Burgruine geschenkt bekommen und die Burg im Stil des
15. Jahrhundert restaurieren lassen. Eigentlich sollte uns die Reiseführerin Sabine
an diesem Tag begleiten, aber da war nun jeder von uns dagegen und so hatten
wir auf der Hochkönigsburg eine freundliche Führerin, die mit Humor und
Sachverstand die Burg erklärte Eine
gewaltige Kanone stand hoch oben und wurde hoffentlich nie abgefeuert.
120
Kilometer fuhren wir mit dem Bus zum Jardine de la Ferme in Uttenhofen. Ein
bezaubernder Garten in einem unscheinbaren Dorf. Das Dorf wirkte wie
ausgestorben. Bei der Rückfahrt auf der Autobahn Straßburg – Paris wurde uns
das dreigängige Dehn Touristik – Menü gereicht. Knackwurst,Senf und Brot. Auf
der Raststätte stolzierte ruhigen Schrittes ein Weißstorch und tat sich gütlich
an den Essensresten, die ihm von barmherzigen Reisenden hingeworfen wurde. Er
hatte wohl den Abflug seiner Artgenossen nach Südafrika verpasst und es
vorgezogen den Herbst und den kommenden Winter hierzubleiben. Warum sollte er
auch 8000 Kilometer fliegen, wenn er hier mühelos von den Abfällen leben kann.
In
Schlettstadt hatten wir wieder eine Führerin, die uns durch die Altstadt führte.
Sehenswert waren die schönen Fenster der Kirche. Einige von uns seilten
sich während der Führung ab und ließen es sich in einem Gartenrestaurant gut
sein. Der Rest unserer Truppe trudelte nach und nach auch ein.
An den
letzten Tag ging es wieder heimwärts. Ohne Maleschen fuhren wir den gleichen
Weg auf denselben Autobahnen wieder nach Blankenese zurück. Um kurz nach sieben
Uhr kamen wir an und mit viel Hallo verschwand jeder in Richtung nach Hause.
Eine
interessante Reise bei wunderbaren Wetter und guter Laune der Gruppe hatte ihr
Ende gefunden. Bedanken möchten wir uns bei Gigi und Uwe für die
Mühewaltung dieser Fahrt ins Elsass.
Heiner
Fosseck
Donnerstag, 6. März 2014
Segeln: Jugendwanderkutter damals und heute
28.04.2012
Kutter sind mehr oder weniger das Gegenteil des üblichen “Segler-Klischees”.
Von Heiner Fosseck. Nur wenig mehr können den Ruhe und Einsamkeit suchenden Stadtmenschen, der das Segeln als Kontrast zu seinem alltäglichen Umfeld betreibt, von einer Horde Kutter – Russen“ trennen, die lärmend und auf ständiger Suche nach Abwechslung jedweder Art wie eine Heimsuchung in „sein“ Refugium einbrechen. Dann ist schnell das eigentlich Verbindende übersehen, kein Auge mehr für das interessante Fahrzeug entwickelt, mit dem jene da nebenan gerade unterwegs sind: der Jugendwanderkutter`.
So beschreibt Ulrich Körner, ein wohl leidgeprüfter Segler, seine Erfahrungen mit den Besatzungen der Jugendwanderkutter auf der Elbe.
Sicher ist das Geschichte und es handelt sich um Einzelfälle. Ebenso wie der im Fahrwasser der Elbe treibenden Segelkutter, dessen Mannschaft fröhlich mit Bierflaschen zur Brücke eines großen Frachters hinauf winkten und die Schiffsführung zu einem Ausweichmanöver zwang (so berichtet von einem Elblotsen). Oder gegenüber Jugendkuttern ausgesprochene Hafenanlaufverbote. Jetzt konnte der Vorsitzende des Blankeneser Segel-Clubs in der Club-Zeitung mitteilen , dass ältere Mitglieder des Vereins mit Herz für Kutter und einer traditionellen Kutterausbildung sich der Instandhaltung der Jugendkutter und der Mannschaften annehmen.
Wie war das denn früher mit dem Jugendkutter und den jugendlichen Mannschaften auf der Elbe gewesen?
In grauer Vorzeit, kurz nach dem letzten Kriege, also um 1950 herum, gab es schon wieder oder immer noch Jugendwanderkutter im Blankeneser Segel Club. Ich kann mich erinnern, dass man nach Gutsprache von Grete Tetzen bei Theodor Tetzen erscheinen musste, der mich 10 jährigen Bengel nach einigen Ermahnungen in den Blankeneser Segel Club aufnahm. Der Jahresbeitrag lag bei DM 4,25, den meine Eltern schweren Herzens entrichten mussten. Eingereiht wurde ich in die jüngste Jugendmannschaft. Die Kutterführer waren Walter Vehstedt und Heino Pohl. Im alten Clubhaus, wo der legendäre Mathias von Appen, als Bootsmann das sagen hatte, haben wir Seemannschaft gepaukt. Palstek und Schotstek kann ich noch heute mit geschlossenen Augen knoten.
Die Kutter waren aus Holz und mussten jährlich von Grund auf überholt werden. Da mussten alle mit ran. Da wurde mit Verve geschruppt und geschliffen und Farbe gewaschen, dass das Blut unter den Fingernägeln heraus quoll und manche Mütter fragten sich wohl, warum der Bengel sich zuhause vor der Hausarbeit drückte. Die Kutter lagen winters vor dem Bootshaus aufgebockt und von Mai bis September hart an der Fahrwasserlinie in der Elbe an einer Boje bei der Bootsvermietung Breckwoldt. Mit dem Segeln war es am Anfang nichts. Da musste erst rudern oder ruxen geübt werden. Das schwere Boot wurde von zwei mal fünf Ruderern gerudert und wehe, wenn mal der Riemen im Wasser unterschnitt, dann wurde gleich angefragt, ob man Krebse fangen möchte oder der paddelt ja wie ein Hamburger. Vor dem Blankeneser Bulln und dem Bootshaus musste besonders exakt gerudert werden. Blamieren wollte man sich möglichst nicht. Da standen auch die Eltern und Verwandten und sahen sich an, was der Sprössling bis dato gelernt hatte. Gerudert wurde zur Kirschenzeit nach Neuenschleuse und in den alten Kirschenbäumen am Deich konnte man zum Ärger der Obstbauern die gesamte Kutterbesatzung in die Bäume klettern sehen.
In der Sommerzeit ging es zum Baden nach Meyers Sand und zurück merkwürdigerweise oft an einem verwunschenen Nacktbadestrand an der Südseite von Meyers Sand vorbei.
Die Eltern waren froh, dass ihr Söhne und Töchter Mitglied im BSC waren, wussten sie doch ihre Kinder dort gut aufgehoben.
Ich bekam nach einiger Zeit einen blauen Pullover mit einem weißen und roten Streifen und eine rot-weiß-blaue Pudelmütze. Die Clubfarben des BSC. Man fühlte sich dazu gehörig und ein ehemaliges Jugendkuttermitglied hatte später in ihren Lebenslauf geschrieben: Mitglied in der Jugendmannschaft im Blankeneser Segel Club.
Endlich durfte auch gesegelt werden. Die Kutter wurden von vier Mann an die Innenkannte des Bulln verholt und dann mussten beide Masten mit Segeln und Takelage herumgetragen werden. Zwei Masten wurden eingesetzt und die Wanten gespannt und das Persenning , Schlafsäcke und alle privaten Utensilien mussten untergebracht werden. Einige hatten sogar Federbetten mit. Gesegelt wurde ab Sonnabend um die Mittagszeit nach Lühe oder Neuenschleuse. Je nachdem, wie die Tide war. Am Bord waren bis zu 12 Mann. Jeder hatte seine Aufgabe. Einer an der Fock oder am Großsegel und die anderen mussten auf der hohen Kante sitzen oder das Schwert bedienen und aufklaren.
Geschlafen wurde unter einem großen Persenning, dass zeltartig zwischen den Masten und dem Segelbaum gespannt wurde. Darunter war es urgemütlich. Geschlafen wurde auf alten Schwimmwesten aus Kapok auf den Lahmbrettern. Bevorzugt waren die Plätze auf der Back und natürlich in der “Küchenbude” achtern. Unangenehm war es, wenn es regnete, Da durfte man nicht an das Persenning kommen, dann tropfte es gnadenlos auf die Schläfer.
Es wurden Kutteregatten gesegelt. Die Hamburg – Cuxhaven Regatta war schon eine Herausforderung. Es ging so richtig zur Sache. Da wurde gnadenlos das Boot auch durch die Nacht geknüppelt und dann auch noch gegen die Tide an,dann kam auch viel kaltes Wasser ins Boot. Darunter litten meistens die Jüngsten, denn die saßen vorne und bedienten die Fock.
Jährlich gab es einen Kutterwettkampf im Mühlenberger Loch. Ein Dreieckkurs wurde abgesegelt und auch Knotenkunde mussten die Mannschaften können. Einmal im Jahr in den großen Ferien gingen die Kutter auf große Ostseetour. Da wollten natürlich alle mit. 1955 war beim weißen Kutter „Kapitän Dreyer“ das Ruderblatt gebrochen und Heino Pohl und Mathias von Appen schafften es in einigen Tagen aus einer dicken Eichenbohle ein neues Ruderblatt zu zaubern und die Ostseetour des „Dreyers“ konnte doch am nächsten Sonnabend starten. Der Schatzmeister des Vereins brauchte damals nicht belästigt werden. Dann kamen noch zwei große Kisten an Bord. Darin befanden sich nautische Geräte und Kochgeschirr und weitere Ausrüstung. Wir schliefen zwischen dem Schwertkasten links und rechts zu zweit. Eine drangvolle Enge.
Durch den Nord-Ostseekanal wurden wir von einem hilfswilligen Schipper mit seinem Schiff durchgeschleppt.
Auch wenn wir sonntags auf der Elbe von Glückstadt nach Blankenese zurück rudern mussten, winkten wir einem langsamen Kahn mit dem Tampen, der uns freundlicherweise meistens mitnahm. Da das Schiff oft nicht abstoppte, musste man höllisch aufpassen, dass die Schleppleine nicht riss.
So war das Anfang der 50er Jahre bei den Jugendkuttern. Viele der bekannten Blankeneser Segler haben damals auf den Kuttern das Segeln und die Seemannschaft erlernt. Es gab damals viel weniger Boote auf der Elbe und die sonstigen Freizeitangebote waren doch oft arg eingeschränkt. Dass kleine Kinder heute mit den Dingis segeln , davon konnte man damals nur träumen. Die Freizeitangebote sind heute so vielfältig, so dass sich Jugendliche kaum noch entscheiden können, ob sie für das Segeln im Jugendwanderkutter noch Zeit haben. Dass ein 16 jähriges Mädchen in Pumps zum Segelunterricht kommt und erklärt, dass sie wenig Zeit hätte, da sie gleich zum Geigenunterricht müsste, ist hoffentlich ein Einzelfall gewesen.
Im Jahre 2009 wurde das zweite norddeutsche Jungseniorentreffen unter dem Motto: „60 Jahre Kutterzirkus“ in Schulau veranstaltet und viele der alten und nicht so alten „Kutterrussen“ waren dabei.
Die Kutterflotten sind geschrumpft. Viele Segelclubs haben gar keine Jugendkutter mehr. Der ehemalige Elblotse Klaus Schade hat ein Motto: Nicht kritisieren! Besser machen! Die Jugendkutter und ihre Mannschaften im BSC sind bei ihm jetzt in guten und erfahrenen Händen.
Diese „alten Zeiten“ des Jugendkutters sind sicherlich inzwischen passé, aber dennoch gibt es auch heute noch Klubs, in denen diese Segelgemeinschaften mit Jugendkutter gepflegt werden. „ Unsere Jugendlichen segeln mit der “Kersten Miles” einem Jugendwanderkutter auf der Elbe und bei der Sommerfahrt auch auf der Ostsee“ heißt es beispielsweise bei der Segelkameradschaft Hansa: www.sk-hansa.de/html/jugendwanderkutter.html
Der Segelclub Vegesack will interessierten Jugendlichen die Gelegenheit geben, traditionelle Seemannschaft, sowie die maritime Traditionen der Region kennen zu lernen. Unser wichtigstes “Handwerkzeug” ist hierbei der Jugendwanderkutter Vegefeuer.Mehr dazu unter www.vegesack-maritim.de/mtv/cont/03_jugend.html
Und bei der Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne e.V heißt es: „Kuttersegeln ist etwas ganz besonderes unter den Kutterrussen. Es geht nicht um Geschwindigkeit, oder darum jede Regatta mitzumachen. Die Jugendwanderkutter sind, wie der Name schon sagt, für Touren spezialisiert. Das heißt, dass beim Segeln nicht viel Stress gemacht wird, wie auf Regatten. So lernt man auch schnell neue Häfen kennen, die man bisher noch nicht kannte.
Wer hier neu einsteigen oder einmal mitsegeln will, ist herzlichst willkommen. Die Altersunterschiede sind auf den Kuttern uninteressant. Von 14 bis 21 Jahren darf jeder dabei sein. Segelerfahrungen sind nicht erforderlich (aber natürlich vorteilhaft). Falls die noch nicht da sind, werden diese dir schnell beigebracht. Sobald du dabei bist, wirst du schnell aufgenommen, lernst schnell viele neue und nette Leute kennen (auch von anderen Kuttern). Wir segeln fast jedes Wochenende mit Kuttern zusammen.
Das Wichtigste für uns beim Kuttersegeln ist, dass wir Spaß dabei haben. Und das garantieren wir auch. Kutter sind mehr oder weniger das Gegenteil des üblichen “Segler-Klischees”. Wir leben quasi abseits der Spießig- und Pingeligkeit und genießen das Leben an der frischen Luft auf der Elbe.
In den Hamburger Sommerferien machen wir jeden Sommer mit mehreren Jugendwanderkuttern eine Sommertour, die abwechselnd nach Århus oder Kopenhagen geht. Diese Sommertouren gehen vier ganze Wochen lang, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Hinzu kommt auch manchmal eine zweiwöchige Herbsttour in den Hamburger Herbstferien, die einem auch viel Spaß bereitet bei trotzdem manchmal minderen Temperaturen.
Kuttersegeln ist auch nicht ganz nutzlos. Besonders fördert das Kuttersegeln die Selbständigkeit, man wird schnell selbstbewusster, lernt im Team zu arbeiten und das Verantwortungsbewusstsein steigt auch. Nicht zu allerletzt fördert es vielleicht auch die Kochkünste, denn irgendwann ist jeder einmal mit der Backschaft dran.
Meist sind wir mit den Kuttern Lühesand (WSC Lühe, 3), Neumühlen (SVAOe, 12), Roland von Wedel (SVWS, 17), Kersten Miles (SKH, 20), Finkenwerder (TuS, 26), Nordwest (JKN, 32), Möwe von Köhlfleet (SCOe, 39) auf der Elbe unterwegs. Mehr dazu unter mail@]svaoe.de
Jugendkutter werden auch heute noch gebaut, als klassisches Ausbildungsboot im modernen Gewand. DerRumpf besteht dabei aus Kunststoff, wie beispielsweise bei www.bootswerft-peterknief.de. Um das traditionelle Aussehen zu erhalten, werden Setzbord, Decks, Duchten und Masten in bester Bootstradition aus Holz gefertigt.
Der nach klassischem Vorbild gebaut Zweimast-Kutter wird in Segelvereinen besonders im Bereich der Jugendarbeit eingesetzt und ist für die Ausbildung in Binnen- und Küstengewässern geeignet. Der Jugendwanderkutter erfreut sich bei Vereinen nach wie vor großer Beliebtheit.
Von Heiner Fosseck. Nur wenig mehr können den Ruhe und Einsamkeit suchenden Stadtmenschen, der das Segeln als Kontrast zu seinem alltäglichen Umfeld betreibt, von einer Horde Kutter – Russen“ trennen, die lärmend und auf ständiger Suche nach Abwechslung jedweder Art wie eine Heimsuchung in „sein“ Refugium einbrechen. Dann ist schnell das eigentlich Verbindende übersehen, kein Auge mehr für das interessante Fahrzeug entwickelt, mit dem jene da nebenan gerade unterwegs sind: der Jugendwanderkutter`.
So beschreibt Ulrich Körner, ein wohl leidgeprüfter Segler, seine Erfahrungen mit den Besatzungen der Jugendwanderkutter auf der Elbe.
Sicher ist das Geschichte und es handelt sich um Einzelfälle. Ebenso wie der im Fahrwasser der Elbe treibenden Segelkutter, dessen Mannschaft fröhlich mit Bierflaschen zur Brücke eines großen Frachters hinauf winkten und die Schiffsführung zu einem Ausweichmanöver zwang (so berichtet von einem Elblotsen). Oder gegenüber Jugendkuttern ausgesprochene Hafenanlaufverbote. Jetzt konnte der Vorsitzende des Blankeneser Segel-Clubs in der Club-Zeitung mitteilen , dass ältere Mitglieder des Vereins mit Herz für Kutter und einer traditionellen Kutterausbildung sich der Instandhaltung der Jugendkutter und der Mannschaften annehmen.
Wie war das denn früher mit dem Jugendkutter und den jugendlichen Mannschaften auf der Elbe gewesen?
In grauer Vorzeit, kurz nach dem letzten Kriege, also um 1950 herum, gab es schon wieder oder immer noch Jugendwanderkutter im Blankeneser Segel Club. Ich kann mich erinnern, dass man nach Gutsprache von Grete Tetzen bei Theodor Tetzen erscheinen musste, der mich 10 jährigen Bengel nach einigen Ermahnungen in den Blankeneser Segel Club aufnahm. Der Jahresbeitrag lag bei DM 4,25, den meine Eltern schweren Herzens entrichten mussten. Eingereiht wurde ich in die jüngste Jugendmannschaft. Die Kutterführer waren Walter Vehstedt und Heino Pohl. Im alten Clubhaus, wo der legendäre Mathias von Appen, als Bootsmann das sagen hatte, haben wir Seemannschaft gepaukt. Palstek und Schotstek kann ich noch heute mit geschlossenen Augen knoten.
Die Kutter waren aus Holz und mussten jährlich von Grund auf überholt werden. Da mussten alle mit ran. Da wurde mit Verve geschruppt und geschliffen und Farbe gewaschen, dass das Blut unter den Fingernägeln heraus quoll und manche Mütter fragten sich wohl, warum der Bengel sich zuhause vor der Hausarbeit drückte. Die Kutter lagen winters vor dem Bootshaus aufgebockt und von Mai bis September hart an der Fahrwasserlinie in der Elbe an einer Boje bei der Bootsvermietung Breckwoldt. Mit dem Segeln war es am Anfang nichts. Da musste erst rudern oder ruxen geübt werden. Das schwere Boot wurde von zwei mal fünf Ruderern gerudert und wehe, wenn mal der Riemen im Wasser unterschnitt, dann wurde gleich angefragt, ob man Krebse fangen möchte oder der paddelt ja wie ein Hamburger. Vor dem Blankeneser Bulln und dem Bootshaus musste besonders exakt gerudert werden. Blamieren wollte man sich möglichst nicht. Da standen auch die Eltern und Verwandten und sahen sich an, was der Sprössling bis dato gelernt hatte. Gerudert wurde zur Kirschenzeit nach Neuenschleuse und in den alten Kirschenbäumen am Deich konnte man zum Ärger der Obstbauern die gesamte Kutterbesatzung in die Bäume klettern sehen.
In der Sommerzeit ging es zum Baden nach Meyers Sand und zurück merkwürdigerweise oft an einem verwunschenen Nacktbadestrand an der Südseite von Meyers Sand vorbei.
Die Eltern waren froh, dass ihr Söhne und Töchter Mitglied im BSC waren, wussten sie doch ihre Kinder dort gut aufgehoben.
Ich bekam nach einiger Zeit einen blauen Pullover mit einem weißen und roten Streifen und eine rot-weiß-blaue Pudelmütze. Die Clubfarben des BSC. Man fühlte sich dazu gehörig und ein ehemaliges Jugendkuttermitglied hatte später in ihren Lebenslauf geschrieben: Mitglied in der Jugendmannschaft im Blankeneser Segel Club.
Endlich durfte auch gesegelt werden. Die Kutter wurden von vier Mann an die Innenkannte des Bulln verholt und dann mussten beide Masten mit Segeln und Takelage herumgetragen werden. Zwei Masten wurden eingesetzt und die Wanten gespannt und das Persenning , Schlafsäcke und alle privaten Utensilien mussten untergebracht werden. Einige hatten sogar Federbetten mit. Gesegelt wurde ab Sonnabend um die Mittagszeit nach Lühe oder Neuenschleuse. Je nachdem, wie die Tide war. Am Bord waren bis zu 12 Mann. Jeder hatte seine Aufgabe. Einer an der Fock oder am Großsegel und die anderen mussten auf der hohen Kante sitzen oder das Schwert bedienen und aufklaren.
Geschlafen wurde unter einem großen Persenning, dass zeltartig zwischen den Masten und dem Segelbaum gespannt wurde. Darunter war es urgemütlich. Geschlafen wurde auf alten Schwimmwesten aus Kapok auf den Lahmbrettern. Bevorzugt waren die Plätze auf der Back und natürlich in der “Küchenbude” achtern. Unangenehm war es, wenn es regnete, Da durfte man nicht an das Persenning kommen, dann tropfte es gnadenlos auf die Schläfer.
Es wurden Kutteregatten gesegelt. Die Hamburg – Cuxhaven Regatta war schon eine Herausforderung. Es ging so richtig zur Sache. Da wurde gnadenlos das Boot auch durch die Nacht geknüppelt und dann auch noch gegen die Tide an,dann kam auch viel kaltes Wasser ins Boot. Darunter litten meistens die Jüngsten, denn die saßen vorne und bedienten die Fock.
Jährlich gab es einen Kutterwettkampf im Mühlenberger Loch. Ein Dreieckkurs wurde abgesegelt und auch Knotenkunde mussten die Mannschaften können. Einmal im Jahr in den großen Ferien gingen die Kutter auf große Ostseetour. Da wollten natürlich alle mit. 1955 war beim weißen Kutter „Kapitän Dreyer“ das Ruderblatt gebrochen und Heino Pohl und Mathias von Appen schafften es in einigen Tagen aus einer dicken Eichenbohle ein neues Ruderblatt zu zaubern und die Ostseetour des „Dreyers“ konnte doch am nächsten Sonnabend starten. Der Schatzmeister des Vereins brauchte damals nicht belästigt werden. Dann kamen noch zwei große Kisten an Bord. Darin befanden sich nautische Geräte und Kochgeschirr und weitere Ausrüstung. Wir schliefen zwischen dem Schwertkasten links und rechts zu zweit. Eine drangvolle Enge.
Durch den Nord-Ostseekanal wurden wir von einem hilfswilligen Schipper mit seinem Schiff durchgeschleppt.
Auch wenn wir sonntags auf der Elbe von Glückstadt nach Blankenese zurück rudern mussten, winkten wir einem langsamen Kahn mit dem Tampen, der uns freundlicherweise meistens mitnahm. Da das Schiff oft nicht abstoppte, musste man höllisch aufpassen, dass die Schleppleine nicht riss.
So war das Anfang der 50er Jahre bei den Jugendkuttern. Viele der bekannten Blankeneser Segler haben damals auf den Kuttern das Segeln und die Seemannschaft erlernt. Es gab damals viel weniger Boote auf der Elbe und die sonstigen Freizeitangebote waren doch oft arg eingeschränkt. Dass kleine Kinder heute mit den Dingis segeln , davon konnte man damals nur träumen. Die Freizeitangebote sind heute so vielfältig, so dass sich Jugendliche kaum noch entscheiden können, ob sie für das Segeln im Jugendwanderkutter noch Zeit haben. Dass ein 16 jähriges Mädchen in Pumps zum Segelunterricht kommt und erklärt, dass sie wenig Zeit hätte, da sie gleich zum Geigenunterricht müsste, ist hoffentlich ein Einzelfall gewesen.
Im Jahre 2009 wurde das zweite norddeutsche Jungseniorentreffen unter dem Motto: „60 Jahre Kutterzirkus“ in Schulau veranstaltet und viele der alten und nicht so alten „Kutterrussen“ waren dabei.
Die Kutterflotten sind geschrumpft. Viele Segelclubs haben gar keine Jugendkutter mehr. Der ehemalige Elblotse Klaus Schade hat ein Motto: Nicht kritisieren! Besser machen! Die Jugendkutter und ihre Mannschaften im BSC sind bei ihm jetzt in guten und erfahrenen Händen.
Diese „alten Zeiten“ des Jugendkutters sind sicherlich inzwischen passé, aber dennoch gibt es auch heute noch Klubs, in denen diese Segelgemeinschaften mit Jugendkutter gepflegt werden. „ Unsere Jugendlichen segeln mit der “Kersten Miles” einem Jugendwanderkutter auf der Elbe und bei der Sommerfahrt auch auf der Ostsee“ heißt es beispielsweise bei der Segelkameradschaft Hansa: www.sk-hansa.de/html/jugendwanderkutter.html
Der Segelclub Vegesack will interessierten Jugendlichen die Gelegenheit geben, traditionelle Seemannschaft, sowie die maritime Traditionen der Region kennen zu lernen. Unser wichtigstes “Handwerkzeug” ist hierbei der Jugendwanderkutter Vegefeuer.Mehr dazu unter www.vegesack-maritim.de/mtv/cont/03_jugend.html
Und bei der Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne e.V heißt es: „Kuttersegeln ist etwas ganz besonderes unter den Kutterrussen. Es geht nicht um Geschwindigkeit, oder darum jede Regatta mitzumachen. Die Jugendwanderkutter sind, wie der Name schon sagt, für Touren spezialisiert. Das heißt, dass beim Segeln nicht viel Stress gemacht wird, wie auf Regatten. So lernt man auch schnell neue Häfen kennen, die man bisher noch nicht kannte.
Wer hier neu einsteigen oder einmal mitsegeln will, ist herzlichst willkommen. Die Altersunterschiede sind auf den Kuttern uninteressant. Von 14 bis 21 Jahren darf jeder dabei sein. Segelerfahrungen sind nicht erforderlich (aber natürlich vorteilhaft). Falls die noch nicht da sind, werden diese dir schnell beigebracht. Sobald du dabei bist, wirst du schnell aufgenommen, lernst schnell viele neue und nette Leute kennen (auch von anderen Kuttern). Wir segeln fast jedes Wochenende mit Kuttern zusammen.
Das Wichtigste für uns beim Kuttersegeln ist, dass wir Spaß dabei haben. Und das garantieren wir auch. Kutter sind mehr oder weniger das Gegenteil des üblichen “Segler-Klischees”. Wir leben quasi abseits der Spießig- und Pingeligkeit und genießen das Leben an der frischen Luft auf der Elbe.
In den Hamburger Sommerferien machen wir jeden Sommer mit mehreren Jugendwanderkuttern eine Sommertour, die abwechselnd nach Århus oder Kopenhagen geht. Diese Sommertouren gehen vier ganze Wochen lang, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Hinzu kommt auch manchmal eine zweiwöchige Herbsttour in den Hamburger Herbstferien, die einem auch viel Spaß bereitet bei trotzdem manchmal minderen Temperaturen.
Kuttersegeln ist auch nicht ganz nutzlos. Besonders fördert das Kuttersegeln die Selbständigkeit, man wird schnell selbstbewusster, lernt im Team zu arbeiten und das Verantwortungsbewusstsein steigt auch. Nicht zu allerletzt fördert es vielleicht auch die Kochkünste, denn irgendwann ist jeder einmal mit der Backschaft dran.
Meist sind wir mit den Kuttern Lühesand (WSC Lühe, 3), Neumühlen (SVAOe, 12), Roland von Wedel (SVWS, 17), Kersten Miles (SKH, 20), Finkenwerder (TuS, 26), Nordwest (JKN, 32), Möwe von Köhlfleet (SCOe, 39) auf der Elbe unterwegs. Mehr dazu unter mail@]svaoe.de
Jugendkutter werden auch heute noch gebaut, als klassisches Ausbildungsboot im modernen Gewand. DerRumpf besteht dabei aus Kunststoff, wie beispielsweise bei www.bootswerft-peterknief.de. Um das traditionelle Aussehen zu erhalten, werden Setzbord, Decks, Duchten und Masten in bester Bootstradition aus Holz gefertigt.
Der nach klassischem Vorbild gebaut Zweimast-Kutter wird in Segelvereinen besonders im Bereich der Jugendarbeit eingesetzt und ist für die Ausbildung in Binnen- und Küstengewässern geeignet. Der Jugendwanderkutter erfreut sich bei Vereinen nach wie vor großer Beliebtheit.
Ein Kommentar
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Montag, 9. Juli 2012 12:36
da kriege ich ja richtig nostalgisch glänzende Augen. Ihre Beispiele habe ich auch alle so erlebt und noch einiges mehr, als ich von 1964 bis ca. 1970 beim Mühlenberger SC Kutter gesegelt habe. Jeden Sonntag abend habe ich mich gefragt, warum ich die Strapazen (und es waren wirklich welche) auf mich nehme und jeden Freitag nachmittag bin ich wieder losgezogen.
War eine schöne Zeit – danke für den Artikel.