Reisegruppe vor dem Schloß Rundale
Um es mit Erich Kästner zu sagen: “Es
gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ So war und ist es mit unserem Blankeneser
Ehepaar Gigi und Uwe Reger, die nun zum wiederholten Mal eine Reise für uns Blankeneser organisierten.
Dabei blieb es nicht nur beim „Mach mal tu mal“, liebe Gigi, du kannst es doch
so gut! Am glücklichem Ende der Reise
meinte Gigi sinngemäß: „Wer sich selber zum Esel
macht, dem will jeder Säcke aufladen."
Wie dem auch sei, 45 Damen und Herren des BMTV und des
Blankeneser Bürger-Vereins nebst Freunden und Bekannten, fuhren Anfang
September 2012 bei herrlichem Wetter mit einem Bus der bewährten Firma
Dehn-Reisen nach Kiel und dann per Fähre nach Klaipeda, das vormalige Memel in
Litauen. Der Fahrer war nicht unser bisheriger Gert Simonsen, der fiel aus
privaten Gründen aus, sondern ein junger alerter Mann namens Björn Kamp. Auch
ein guter Mann, wie sich bald herausstellte. Das Schiff der Reederei DFDS
„Regina“ unter Litauischer Flagge fahrend, war ein kombiniertes Roll on/ Roll
off Fährschiff. Die Fahrt ging an der Ostseeküste entlang. Warnemünde,
Hiddensee und Rügen wurden auf der Steuerbordseite
passiert, Backbord meinten wir die Insel Bornholm zu erkennen. In der
Sonne bei glatter See ließ es sich am
Oberdeck gut aushalten. Das Leben ist schön!
Am nächsten Tag nach 21 Stunden Seefahrt waren wir in
Klaipeda. Diese Stadt hatte 1944 im Krieg stark gelitten, wir waren trotzdem
erstaunt, dass wir in einem komfortablen Hotel-Hochhaus unterkamen. Das Hotel
Amberton lag mitten in der Stadt unweit der Düna oder Memel oder Njemen, wie
der 976 Kilometer lange frühere Grenzfluss, der aus Weiß-Russland kommt, von
den verschiedenen Völkern genannt wird, die hier in den letzten 700 Jahren
geherrscht haben.
Hier lernten wir auch die gebürtige Russin Maya kennen, die
in Klaipeda geboren ist und uns jetzt auf der 12 tägigen Reise begleiten wird.
Zu allererst hatte sie Mühe, der begriffsstutzigen deutschen Reisegruppe mit
den Tücken der Hotelfahrstühlen bekannt zu machen. Die Fahrstühle wurden von außen programmiert,
wo man dann in einen der drei Fahrstühle einsteigen sollte. Da alle 45 Leutchen
zugleich nach oben wollten, war das fast ein unmögliches Unterfangen, da man
sich selber gegenseitig blockierte mit den vielen Koffern und Taschen.
Schlussendlich, ich weiß nicht wie, löste sich der Knoten und alle kamen
irgendwie ans Ziel. Vor dem Abendbrot ließ man es sich an der neuen Uferpromenade
wohl sein und genoss die Sonne. Manche streiften auch schon durch die Altstadt,
die sehr schön wieder hergerichtet ist, wenn auch noch viele Baulücken zu sehen
waren. Abends hatten wir Probleme beim Geld umtauschen. Jedes dieser drei
Baltischen Länder, die wir besuchen wollten, hat nicht nur seine eigene Sprache
und Geschichte, sondern auch eine eigene Währung. Wie immer bei kleinen Ländern
ist der Stolz auf das Land groß. Unsere Euronen wurden nicht immer akzeptiert,
so auch hier in Klaipeda. Die Währung ist seit 1993 der Litas und ist etwa 0,26
Euro wert. Wir helfen uns gegenseitig aus, denn für ein Bier wollten wir nicht
Geld eintauschen. Maya führte uns durch die Altstadt, und wir versammelten uns
vor dem 1857 erbauten Theater mit dem Simon-Dach-Brunnen, benannt nach dem 1605
in Memel geborenen Dichter, der den Text des Volksliedes "Ännchen von
Tharau" schrieb, das natürlich gleich von allen gesungen wurde. Danach besuchten
wir das Heimatmuseum und Maya hielt ein Geschichtsreferat, das etwa 1240 mit einem Mongolenüberfall begann.
Polen, Russen, Schweden, Dänen und der Deutsche Ritterorden und im letzten Jahrhundert
auch wieder Polen, Sowjetrussland und Hitlerdeutschland und wieder 50 Jahre Besatzungszeit
durch Sowjetrussland musste dieses gebeutelte Land ertragen und nicht nur hier, sondern auch
das benachbarte Lettland und Estland.
Der nächste Tag sah uns früh auf der Fähre,
die uns über das Haff zur 96 Kilometer langen
Kurischen Nehrung übersetzte. Hier war Natur pur. Die Nehrung ist ein
Dünengürtel, der jetzt mit Fichten bepflanzt ist. In früherer Zeit waren die
bis zu 40 Meter hohen feinsandigen Dünen ohne Bewuchs, diese wurden von den ewigen Westwinden von See in Richtung
Haff geweht und begruben arme Fischerdörfer. Die Not war groß.
Wir überquerten die Dünen und sahen einen endlosen herrlichen weißen
Strand. Kaum Menschen waren an diesem sonnigen Tag zu sehen. Der Himmel über uns blau mit
einigen Kumuluswolken. Ein frischer Wind trieb in endloser Reihenfolge weiß
gekrönte Wellen an den flachen Strand. Nichts war am Strand zu sehen, keine
Fegsel, kein Treibgut, kein Unrat. Ein einsames Brett war von - wer weiß woher -
angetrieben worden. So hatte auch unsere spontane Suche nach Bernstein
keinen Erfolg.
Nachdenklich angesichts der Schönheit
dieser Landschaft wird man, wenn man zurück denkt an die Menschen, die 1944 und
1945 über diese Nehrung aus ihrer Heimat
vertrieben wurden und in Richtung Westen flüchteten.
Die Schönheit dieser einmaligen Landschaft
hatte auch den Großschriftsteller Thomas Mann angezogen. 1929 hatte er nach 30
Jahren endlich den Literatur- Nobelpreis für sein unsterbliches Werk „ Die Buddenbrooks“
erhalten, und die 200 000 Mark
wurden für den Bau eines Sommerhauses auf einer hohen Düne, dem „Schwiegermutterberg“,
unweit von Nidden verwendet. Dieses Haus ist heute ein Museum und wieder sehr
schön hergerichtet, aber leider unmöbliert, denn die Einrichtung ist
verständlicherweise im Laufe der vergangenen schlimmen Zeiten verschwunden. Ein
Kamin ist noch vorhanden, und auf dem Kamin steht ein Foto von dem Hausherrn.
In Statur und Haltung eher an einen baltischen Baron oder an einen Earl of
Longford erinnernd, der in arrogantem
Gestus am Kamin seines 138 Zimmerschlosses lehnt. Hier ist es nur ein
geräumiges Holzhaus mit „Italienblick“
hinunter über das Haff. Drei Jahre konnte der Hausherr die Sommertage
genießen und an seinem gewaltigen Wälzer „Joseph und seine Brüder“ arbeiten.
Dann musste die Familie vor den Nazis emigrieren.
Wir spazierten am Ufer des Haffs nach
Nida und aßen dort zu Mittag .Unweit von Nida war die Russische Grenze zum
Kaliningrader Gebiet, dass frühere Ostpreußen, quer über die Nehrung, die nur
mit einem Visum passiert werden kann. Die höchste Wanderdüne mit Weitblick über
Nehrung und Haff wurde von uns erklommen, genauso, wie der Hexenberg bei
Juodkrante(Schwarzort) auf dem seit 1979
viele Holzstatuen zu den dazugehörigen litauischen Märchen aufgestellt wurden.
Erstaunlich, wie unsere manchmal über 80 Jahre alten Damen hier klaglos hoch wanderten. Wieder am Ufer des Haffs angelangt,
bewunderten wir die vielen bunten Holzhäuser, die im Sommer an Gäste vermietet
werden und nun meist leer standen, denn hier ist die Sommersaison am 20. August
schon beendet. Wir fahren zurück nach Klaipeda. Immer durch die dichten
Fichten- und Birkenwälder. Ein schöner sonniger Tag. Das Leben ist schön!
Den nächsten Tag geht es über die
Autobahn erst nach Kaunas. Kaunas liegt sehr verkehrsgünstig am Schnittpunkt
der Via Baltica und der Autobahn Klaipeda –Moskau. Eine sehr lebendige Stadt,
die viele Studierende in ihren Mauern hat. Ein Augenschmaus sind die überall zu sehenden schönen blonden
jungen Frauen und Mädchen, die durchweg gut gekleidet waren. Wir besichtigen
von außen die Burg, in der im zweiten Weltkrieg tausende von Menschen jüdischen
Glaubens umgebracht wurden, was nicht verschwiegen werden darf. Auf dem
riesigen Rathausplatz ist das sehenswerte Rathaus und auch die St. Peter und
Paul Kathedrale. Nicht nur ein Kloster und viele Kirchen gibt es in Kaunas,
sondern merkwürdigerweise auch ein Teufelsmuseum. Das hat wohl mit den dunklen
einsamen Winternächten zu tun. Da sieht man vielerorts wohl den Dübel, den
Hexenberg bei Nidda hatten wir ja schon bestiegen. Viele Cafés und
Souvenirläden sind in der Fußgängerzone. Manchmal wirkt alles etwas herunter
gekommen, aber die Stadt ist lebendig und angefüllt mit Touristen und jungen
Menschen.
Die letzten 100 Kilometer haben wir
flott hinter uns gebracht, vorbei an dichten Wäldern mit Sümpfen, Mooren, Seen
und Flüssen und wahrscheinlich auch vielen Mücken. Wir erreichen das Weichbild
von Vilnius mit seinen Schlafstädten aus
stalinistischer Zeit. Die Autobahn ist jetzt brechendvoll und das bei
Treibstoffpreisen wie bei uns. Man wundert sich, wie die Menschen zurechtkommen. Das Hotel Congress, wo wir übernachten ist umbrandet
vom Verkehr, aber wir schlafen ruhig zur Hofseite.
Der nächste Tag sieht uns frühzeitig auf
den Beinen, wir besichtigen brav eine orthodoxe Kirche mit viel Weihrauch und
Kerzen, zünden auch eine an und hoffen auf eine glückliche Reise. Hier in
Vilnius – Vilnius ist Hauptstadt und Kulturhauptstadt von Europa 2009 - gibt es viel Kultur, Universitäten( älteste
Uni Europas) und Hochschulen. Ein Teil der Stadtmauer steht noch und das Tor
der Morgenröte durchschreiten wir, im
Bewusstsein dessen, dass uns eine Sünde erlassen wird, was mich sehr beruhigt. Von
der dem Stadtinnern zugewandten Seite aus führt eine Treppe zu einer Galerie im
oberen Bereich des Tores hinauf, wo sich eine Kapelle mit der als wundertätig
verehrten Ikone der Barmherzigen Muttergottes befindet. Ein Wallfahrtsort für
Katholiken und Orthodoxe. Die Schutzheilige von Litauern, Weißrussen und Polen.
Am Ufer der Neris steht groß mit Blumen ausgelegt: „Aš tave myliu“
und am anderem Ufer: „As jums tai pat“. „Ich liebe dich“ und „Ich dich auch“.
Sehr schön!
Ab dem 16. Jahrhundert
schufen italienische Baumeister zahlreiche Bauwerke im Stil des Barock in
Vilnius, und noch heute verfügt Vilnius über eine der ausgedehntesten Altstädte
in Osteuropa, die von der UNESCO
zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Vilnius galt
seit seiner Gründung als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer
Geschichte auch verfolgten Juden aus Mitteleuropa und Russland Schutz bot. Als
„Jerusalem des Nordens” wurde Vilnius zu einem Zentrum der jüdischen Kultur und
Aufklärung. Um 1900 stellten Litauer nur einen kleinen Teil der Bevölkerung,
nach dem (jiddisch sprechenden) jüdischen und dem slawischen (v. a. Polen und
Weißrussen). Im Holocaust verlor die Stadt fast sämtliche jüdischen Bewohner
und somit die Hälfte ihrer Bevölkerung.
Wir hatten in Vilnius natürlich wieder
eine einheimische Stadterklärerin, die redete unermüdlich und zeigte uns die
vielen Kirchen. Man konnte überall in Vilnius mindestens vier Kirchen von
insgesamt etwa 96 Kirchen sehen. Wenn ich richtig zugehört habe, stimmt die
Zahl. Ich wollte aber lieber im jüdischen Viertel eine entzückende Patisserie besichtigen.
Die Fassade war schön anzusehen mit den liebevoll aufgemalten Rosen. „ Du kaufst
da keine Dickmacher“, wurde mir von meiner Frau aufgetragen, als ich hinter
einer Verkäuferin mit Häubchen und weißer Schürze dies süße Reich betrat.
Gottseidank waren die vielen Pralinen doch arg teuer. Unsere Karawane war
weiter gezogen, und ich holte sie nur mühsam ein. Wir standen hoch über dem
großfürstlichen Residenzschloss, das seit Jahrzehnten rekonstruiert wird. Die
Führung endete auf dem etwas zu großen Rathausplatz mit der
römisch-katholischen Kathedrale. 1993 besuchte Johannes Paul II. auch diese
weiße große Kirche. Das wenigstens habe ich in der Eile behalten. Dann wurden
wir entlassen und hatten Zeit zur freien Verfügung.
Im tiefen Keller eines Restaurants im jüdischen Viertel der Stadt aßen wir "Virty viyv cepelinai su varkes ir mesos jdairais",
deutsch: gefüllte Kartoffelklopse. Litauisch schwööre Sprak!
Aber es war noch nicht genug mit den
Besichtigungen. Jetzt fuhren wir zur Wasserburg Trakai. Trakai
ist berühmt für seine alte Wasserburg auf einer Insel zwischen dem Galvesee,
dem Lukasee und dem Totoriskessee. Ein Damm mit Holzbrücke führt in das große
Gemäuer. Treppauf, treppab führte uns unsere Führerin. Es war nicht nur unsere
Gruppe da. Manchmal gab es ein arges Gedränge. Auf dem Rückweg überraschte uns
zum ersten Mal ein starker Regenguss. Ein Brautpaar in vollem Ornat und vier
Brautjungfern in roten, schicken Kleidern hatten wohl einen Fototermin auf der
Burg gehabt. Nun löste sich das Makeup auf und die Frisuren waren ruiniert, der
Herr Bräutigam ging mit stoischer Miene und dem Fatalismus seiner russischen
Herkunft unberührt vom durchnässten Elend rings um ihn herum seines Weges, um
dann mit seinen Damen in eine 12 m lange weiße Stretchlimousine einzusteigen.
Angesichts dieser Tragödie hielt sich unser Mitleid in Grenzen.
In unserer Gruppe
war das Kauffieber ausgebrochen. Merkwürdigerweise wurden mindestens neun sehr
schön bestickte Küchenhandtücher aus Leinen erworben, die ich wohl nicht zum
Fahrradputzen nehmen darf.
Am nächstem Tag weiter mit dem Bus gen Norden immer an
dichten Wäldern vorbei. Die Grenze nach Lettland wurde passiert. Hier sind
keine Kontrollen mehr, und wir erreichen die zweitgrößte Stadt Lettlands,
Dougavpils. Neues Land, neues Geld. Ich besorge mir Geld aus dem Automaten und
muss feststellen, nachdem ich freundlicherweise einigen von der Gruppe Geld
umgetauscht hatte, dass 0,70 Lats 1 Euro entspricht. Ich hatte das Geld umgekehrt
getauscht. Einige der Damen gaben mir das Geld freiwillig zurück, das verlorene
Geld buche auf das Dummheitskonto von mir. Über die Stadt ist nicht viel zu
sagen, und so fuhren wir weiter zu einer Zitadelle Dünaburg am Rande der Stadt.
Alle die militärisch hier mal was zu sagen hatten, lagen hier mal in Garnison.
Eine riesige Anlage, die auch mit Geldern von der Europäischen Union rekonstruiert
wird.
Weiter mit dem Bus durch riesige, urwaldähnliche Wälder, Wiesen,
Felder. Ab und zu ein paar Kühe auf
grünen Weiden. Hier soll es viel Rehwild, Elche, Luchse, Wildschweine und so
gar Wölfe und Bären geben, aber wir haben vom Bus aus, außer mal ein paar Rehe
nichts gesehen.
Endlich erreichten wir unser Ziel, das Hotel in Rezekne
(Rositten). Ein trauriger leerer Ort. Die Stadtmitte war nicht vorhanden. Eine
große Kirche war verrammelt. In eine unbefestigte Seitenstraße mit schmutzigen
alten Holzhäusern trauten wir uns nicht rein. Vor dem Hotel wurde eine große
Brücke gebaut und gleichzeitig ein schöner Park angelegt. Unweit war eine
zerstörte Burg, und was wir hier nicht erwartet hatten, hochmoderne, schräg
gebaute Gebäude. Die Zimmer waren ordentlich,
aber man konnte alle Lebensgeräusche der Nachbarzimmer hören. Na ja, auch mal
interessant.
Zum Tanken und zur Mittagspause halten wir auf einer
Tankstelle in Vöru. Die Sanitärräume waren meist nicht auf eine Busgesellschaft
eingerichtet und so verschwanden einige immer in die Botanik, um sich nicht
auch in die endlose Schlange vor das einzige Klo anzustellen. Wir bestellten
beim Fahrer Björn entweder Milchreis, Knackwurst oder Erbsen- und Gulaschsuppe.
Das wurde meist im Stehen gegessen. Nach dem Input/Output ging die Reise weiter
Richtung Tartu. Anzumerken ist noch, dass aus dem kleinen lettischen Ort Vöru
77 Menschen bei einem großen Schiffsunglück ( Estonia) 1994 umgekommen waren.
Tartu erreichten wir bei sommerlichem Wetter. Schade,
wenn es anders gewesen wäre. Die schöne Universitätsstadt ist das intelligente
Zentrum von Estland. Jeder vierte der 101 000 Einwohner ist Student oder sonst
an den Universitäten beschäftigt. Die Stadt wirkt blitzsauber und die schönen
Häuser sind durchweg restauriert und strahlen in alter Schönheit. Wir steigen
zum Domberg hoch mit Ruine und Museum. Hier gibt es eine Engels- und eine
Teufelsbrücke. Drunten am Marktplatz gibt es nicht nur ein schiefes Haus,
sondern auch ein Denkmal mit einem eng umschlungenen Liebespaar, das sich
intensiv küsst. Das Leben ist schön!
Abends kamen wir in Tallin im Hafen an, denn hier war
direkt am alten Hafen unser Hotel Euroopa. Hier kommen auch die Fähren aus
Finnland an. Das merkt man daran, weil hier überall fußballfeldgroße Einkaufszentren
sind, hauptsächlich mit Alkoholika bestückt.
Tallin ist heute eine Stadt,
die nicht irgendwie nach 50 Jahren kommunistischen Schlendrian vernachlässigt
aussieht. Nein, eher eine Stadt wie Stockholm oder Oslo. Die Altstadt
wunderschön, alles restauriert. Die Hochhäuser sind außerhalb der Altstadt entstanden.
Die Stadt bordet über von Touristen, die von einigen Kreuzfahrtschiffen kamen.
Die verschiedenen Reisegruppenführer hatten einen schweren Stand sich überhaupt
Gehör zu verschaffen. So waren wir dann auch froh, als wir nach der
Stadtführung entlassen wurden und alles noch einmal in Ruhe anschauen konnten. Wir kehrten nach der Besichtigung der
Alexander Njewski Kathedrale hoch auf dem Domberg sofort in eine lauschige
Gaststätte ein, wo wir im Innenhof Kaffee und Kuchen bekamen. Dann stromerten
wir ziellos durch die Altstadt und machten etwas ernüchtert, ob der hohen
Preise Windowshopping. Auf dem schönen Rathausplatz setzten wir uns vor einem
Restaurant in die Sonne und bestellten leichtsinnigerweise zwei kleine Biere,
die neun Euronen kosteten. Denn hier in Estland wird mit Euros bezahlt, was uns
bei diesen Preisen in Tallin auch nicht weiter hilft.
Am nächsten Tag geht es Richtung Süden nach Riga. Erster
Stopp ist die Sommerfrische der Esten am Ausgang des finnischem Meerbusen, die
Stadt Pärnu. Im Schnellgang wurden die Katharinenkirche und die orthodoxe
Elisabethkirche besichtigt. Hier erstand ich eine garantiert unechte kleine Ikone. Unsere Damen stürmten
ein kleines Geschäft mit schönen Sachen aus Leinen. Weiter in Richtung Lettland. Etwas abseits des Weges besichtigen wir den
Gaujas Nationalpark. Hier hätte man sich gerne etwas mehr Zeit genommen. Gewaltige
Skulpturen aus Stein und eine rekonstruierte Burg auf dessen 42 m hohem Turm
einige der Gruppe mühsam hoch kletterten. In der Gutsmannhöhle schöpften wir
das eiskalte Wasser und erfrischten uns, denn dann gingen die Falten im Gesicht
weg und auch für andere Gebrechen war dieses heilige Wasser wertvoll, was ich
bestätigen kann, denn ich fühlte mich nach dem Genuss des Wassers wie neu
geboren. Danach wurde die Schlossruine Sigulda besichtigt. Hier werden im
Innenhof Theateraufführungen veranstaltet. Wir prüften die Akustik auf der
Bühne und blieben beim Prolog von Hamlet gleich beim zweiten Vers stecken. Die
Sonne schien. Das Leben ist schön!
Abends kamen wir in Riga an. Das moderne Hotel lag unweit
der Altstadt. Wir hatten es wieder gut getroffen, aber nach dem Abendessen
verschwand ich gleich aufs Zimmer. Die üblichen Verdächtigen spielten wie immer
abends intensiv Karten.
Am nächsten Tag hatten wir eine Führung durch die
Innenstadt von Riga. Natürlich Weltkulturerbe. Mit Recht will ich meinen, denn
wir besichtigten die wundervollen Jugendstilgebäude in der Neustadt. Ein
überreicher Fassadenschmuck mit Figuren und blumigen Ornamenten. Wir
besichtigten brav das Schwarzhäupterhaus und die Altstadtgassen mit den schönen
Häusern. Im Dom trafen wir eine Bekannte aus Hamburg. Verblüffung auf beiden
Seiten, dann Küsschen rechts und Küsschen links. Das war‘s, denn die Karawane
zog weiter.
Nun fing es leider
an zu regnen. Das war nicht schön und wir flüchteten in eine Konditorei. Diese
Idee hatten schon andere, so fuhren wir per Taxi zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag war unser Bus wieder auf dem Weg in Richtung
Klaipeda. Unterwegs besichtigten wir das Barockschloss Rundale. Ein Riesenbau,
der als Versailles des Ostens bezeichnet wird. In dem wunderschönen Park auf
der Freitreppe kamen wir alle zum Gruppenbild zusammen. Weiter zum Berg der
Kreuze. Hier hat man Tausende Kreuze aufgestellt oder abgelegt, die langsam
verwittern oder von der Natur vereinnahmt werden.
Auf dem restlichen Weg zurück nach Klaipeda fasste unser
guter Friwi Rietdorf gekonnt wie immer seine Eindrücke der Reise zusammen. Gigi
hatte die Erlebnisse unserer Reise wie immer in Reimform gebracht und
vorgetragen, was mich immer verwundert und fragen lässt: Wie macht sie das?
Auch ein Lied auf unseren Fahrer Björn Kamp hat sie gedichtet, und wir sangen
es begeistert nach der Melodie: „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren,....
Pünktlich erreichten wir unsere Fähre in Klaipeda. Das
gleiche Schiff brachte uns über Nacht nach Kiel. Auf See hatten wir Windstärken
5-6 erlebt, wir bekamen die Türen zum Oberdeck nur schwer auf und verkrochen
uns im Windschatten am Achterdeck.
Nach kurzer Fahrt durch Schleswig-Holstein erreichten wir
wohlbehalten wieder Blankense. Eine schöne und interessante Reise war zu Ende.
Vielen Dank liebe Gigi und lieber Uwe. In der Kathedrale unserer Herzen wird
immer eine Kerze für euch brennen. Das habt ihr gut gemacht!
Heiner Fosseck