Donnerstag, 16. Mai 2013

Tuckerbootballett vor Blankenese






Einen Tag vorher wurde vor Blankenese die „Europa2“ getauft. Natürlich mit einem fulminanten Großfeuerwerk und mit Großaufgebot von Funk und Fernsehen. Das war schon sehr  beeindruckend. Strand und Hanggebiet war mit Zuschauern überfüllt.

Einen Tag später wurde die „Europa2“  wieder vor Blankenese erwartet. Der Blankeneser Segel Club ließ es sich nicht nehmen,  mit seiner sogenannten Tuckerbootflotte, ein Ballett zu Ehren der nigelnagelneuen „Europa2 „ aufzuführen. Das Wetter war wieder angemessen hamburgisch, sprich, es regnete etwas und es war empfindlich kühl. Die vielen Boote, weit über 12 Stück an der Zahl, versammelten sich im Windschatten achter dem Blankeneser „Bull`n.  Aufgeregt, wie eine junge Hundemeute, jachterten hier zwischen Ufer und Anleger die Tuckerboote hin und her und die Bootsführer hatten genug zu tun, sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Der Intendant und Regisseur  Jochim Westphalen hatte derweil genug um die Ohren, um mit Unterstützung von Klaus Schade  Ordnung in den Ablauf  dieses Events zu bekommen. Ein kleinerer Segler ein Oldtimer, konnte rüde mit einem kurzem „Hauen Sie ab“ von Jochim  Westphalen verscheucht werden, während der holländische Segler „Franeker“ an der Blankeneser Dampferbrücke sich dickbräsig  breitgemacht hatte und nicht so einfach veranlasst werden konnte, den Liegeplatz zu verlassen. Erst dem Ex-Lotsen Klaus Schade, der den Schiffsführer an Bord aufsuchte, gelang es zu vermitteln und so wurde die „Franeker“  schließlich doch verholt.
Mittlerweile  kam das 5 Sterne Schiff „Europa2“ aus Richtung Hamburger Hafen und blieb vor Blankenese auf dem Punkt stehen. Das Wetter hellte sich auf, die Tuckerbootflotte  rauschte heran. Die Besatzungen waren nicht im üblichen blauen Zwirn gekleidet, sondern hatten zur Feier des Tages alle ein grell orange-farbiges Sweatshirts übergezogen mit den Farben der Hapag.  Mit voll aufgedrehten Lautsprechern erklang nun  „Steuermann halt die Wacht“ und die Tuckerboote fuhren ihre Kreise und Pirouetten  und hatten Mühe, die eingeübten Choreografie-Anweisungen  zu befolgen.  Ein sehr schönes Bild. In Blankenese und auf dem Bull`n war man weitgehend unter sich und auch auf der „Europa2“  hatten längst nicht alle Passagiere sich an die frische Luft getraut und waren wohl beim Dinner oder an der Bar geblieben. Die „Europa2“ bedankte sich nach jedem Musikstück mit dreimal lang und einmal kurz mit ihren Typhon und die Blankeneser Mütter im Hanggebiet gaben es wohl auf, ihre Sprösslinge  zum Einschlafen zu bewegen.
Per Lautsprecher bedankte sich die Schiffsführung und in der Bordwand des eleganten weißen Schiffes öffnete sich eine Luke und sechs Kisten Champagner  wurden von den Booten im Empfang genommen. Dann ging es mit der „Europa2“  weiter elbabwärts und die Tuckerboote strebten heim. Im alten Bootshaus fand die Absackerparty mit viel Champagner statt.
Kaum war die vornehme „Europa2“  weg, tauchte das riesige  Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff“ vor Blankenese auf. Mein Schiff, Dein Schiff, Euer Schiff, war Blankenese egal, die Beachtung dieses Schiffes  hielt sich in Grenzen und auch die schrille überlaute grenzwertige Heavy-Metall- Musik  vom Schiff wurde nun in Blankenese  missbilligt. 
Es war empfindlich kühl geworden und man strebte nun endgültig heim.
Heiner Fosseck

Donnerstag, 9. Mai 2013

Meine Erlebnisse im Hamburger Ärztedschungel und im industriellen Krankenhausbetrieb






Mitte März wollte ich mir bei Fielmann in Othmarschen eine neue Brille anpassen lassen. Die nette Dame meinte, dass sie meine Sehstärke überprüfen müsste und gesagt getan stellte sich heraus, dass meine Sehkraft so zu wünschen ließ, dass die Dame empfahl sofort einen Augenarzt aufzusuchen. Als Privatpatient bekommt man ja sofort zeitnahe Arztermine.
In Blankenese am nächstem Morgen beim besserem Augenarzt wurde mit sämtlichen Apparaten meine Augen durchsucht, durchleuchtet und der Augenhintergrund gescannt und was weiß ich noch alles. Der Arzt empfahl, meine Augen wegen grauem Star mit neuen Linsen zu versehen und der Augenhintergrund müsste behandelt werden. Da wäre Flüssigkeit ausgetreten und das kann man neuerdings behandeln, sonst wäre mit dem Augenlicht bald Schluss. Das wurde dann alsbald gemacht. Das Medikament, das gespritzt wurde, kostete sage und schreibe über 1200 Euro! 10 Milligramm! Das ist ein Literpreis von über 120 000 Euro? Mein Augenlicht hat sich danach nicht verbessert, aber das kommt wohl noch, wenn ich die zweite und dritte Spritze ins Auge bekommen habe.
Ich muss noch einfügen, bevor nun mein Augenarzt irgendwelche Behandlungen startete, musste ich bei meinem Hausarzt zum EKG. Dort wurde zu meinem Erstaunen festgestellt, dass mein Herz Rhythmusstörungen hatte. Zur Abklärung auch noch zum Kardiologen. Dort wurde das Herz mit Ultraschall durchsucht. Die Ursache des Herzflimmerns konnte aber nicht eindeutig festgestellt werden. Ich sollte sofort in das Krankenhaus Altona.
In Altona, ausgerechnet der Tag vor Himmelfahrt, war Hochbetrieb. Ich musste mich fast nackend ausziehen und bekam ein albernes Hemdkleid an, was die Rückenpartie weitgehend zur Einsicht für Jedermann freiließ. Ein Bett wurde in ein Zimmer geschoben, wo schon diverse Patienten beiderlei Geschlechtes in den Betten lagen. Das Tor zum Gang war offen. Ein Kommen und Gehen, Rufen und Schreien, Menschen hasteten mit Leitern und Maschinen vorbei. Diese Station wurde bei laufendem Betrieb umgebaut. Besonders lautstarkes Bohren und Hämmern ließ einen entnervt zur Decke gucken. Ein Arzt gab mir eine Menge Papier zum Unterschreiben. Da stand drin, welche Komplikationen auftreten könnten und dies würde normalerweise kein Mensch unterschreiben. Ich unterschrieb alles unbesehen. Auch sollte ich bis Himmelfahrt noch hier im Hause im Bett bleiben Mein zaghafter Einwand, mein Hausarzt hätte gesagt, ich könnte sofort nach der Behandlung nach Hause gehen, wurde dahingehend beantwortet:“ Wir bestimmen hier. Wir sind hier die Könige“. So lag ich zwei Stunden in dieser Krankenhaushölle und dann wurde ich von einem lustlosen türkischstämmigen Helfer durch endlose Gänge und Baustellen vorbei zum Behandlungsraum geschoben und dort auf dem Gang abgestellt.“Watt nu?““Jetzt warten Sie“. Ich wartete wieder zwei Stunden und schaute an die Decke. Menschenmassen zogen an mir vorbei. Ein kleines Mädchen fragte die Mutter:“ Ist der alte Mann tot?“ Schwestern unterhielten sich über Arbeitspläne und die Zustände in der Verwaltung. Bruchstückhaft bekam ich ein Gespräch mit, wo sich zwei Herren über einen Patienten unterhielten und der eine den anderen fragte, ob man den Patienten nicht lieber sterben lassen sollte. Ich mochte halbnackend nicht zur Toilette rennen. Ich bekam aus medizinischen Gründen nicht zu essen und nichts zu trinken. Als ich mich entschlossen hatte dieser Hölle zu entrinnen kam eine Schwester und schob mich in das OP Zimmer. „Sie bekommen ein Schluckecho?“ „Nein, ich bekomme eine Ultraschalluntersuchung mit Schlauch durch die Speiseröhre. „Ja klar!“ Ich war wieder allein. Dann kam eine Schwester und fragt mich:“Ist hier der Notfall?“ „ Nein, hier liegt nur ein schlechtgelaunter Patient.“ Dann die Nachricht alle Ärzte sind bei zwei Notfällen. Ich möchte hier nicht mehr stören und will nach Hause. Warten sie ich rufe mal Dr. Meyer an. Dann das Wunder des Tages, der Arzt erscheint. Routiniert läuft das Programm ab. Ich wurde schlafen gelegt, merke nichts, werde wach und anschließen wieder Narkose und merke nichts und durch die verabreichten Stromstöße läuft mein Herz wieder normal auf „vier Pötten“. Alles in Ordnung und ich werde auch sofort entlassen, denn man hat sowieso kein Bett frei für mich. Das Leben ist schön.
Heiner Fosseck