Einen Tag vorher wurde
vor Blankenese die „Europa2“ getauft. Natürlich mit einem fulminanten
Großfeuerwerk und mit Großaufgebot von Funk und Fernsehen. Das war schon
sehr beeindruckend. Strand und
Hanggebiet war mit Zuschauern überfüllt.
Einen Tag später wurde
die „Europa2“ wieder vor Blankenese
erwartet. Der Blankeneser Segel Club ließ es sich nicht nehmen, mit seiner sogenannten Tuckerbootflotte, ein
Ballett zu Ehren der nigelnagelneuen „Europa2 „ aufzuführen. Das Wetter war
wieder angemessen hamburgisch, sprich, es regnete etwas und es war empfindlich
kühl. Die vielen Boote, weit über 12 Stück an der Zahl, versammelten sich im
Windschatten achter dem Blankeneser „Bull`n.
Aufgeregt, wie eine junge Hundemeute, jachterten hier zwischen Ufer und
Anleger die Tuckerboote hin und her und die Bootsführer hatten genug zu tun,
sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Der Intendant und Regisseur Jochim Westphalen hatte derweil genug um die
Ohren, um mit Unterstützung von Klaus Schade
Ordnung in den Ablauf dieses
Events zu bekommen. Ein kleinerer Segler ein Oldtimer, konnte rüde mit einem
kurzem „Hauen Sie ab“ von Jochim
Westphalen verscheucht werden, während der holländische Segler „Franeker“
an der Blankeneser Dampferbrücke sich dickbräsig breitgemacht hatte und nicht so einfach
veranlasst werden konnte, den Liegeplatz zu verlassen. Erst dem Ex-Lotsen Klaus
Schade, der den Schiffsführer an Bord aufsuchte, gelang es zu vermitteln und so
wurde die „Franeker“ schließlich doch
verholt.
Mittlerweile kam das 5 Sterne Schiff „Europa2“ aus
Richtung Hamburger Hafen und blieb vor Blankenese auf dem Punkt stehen. Das
Wetter hellte sich auf, die Tuckerbootflotte
rauschte heran. Die Besatzungen waren nicht im üblichen blauen Zwirn
gekleidet, sondern hatten zur Feier des Tages alle ein grell orange-farbiges
Sweatshirts übergezogen mit den Farben der Hapag. Mit voll aufgedrehten Lautsprechern erklang
nun „Steuermann halt die Wacht“ und die
Tuckerboote fuhren ihre Kreise und Pirouetten
und hatten Mühe, die eingeübten Choreografie-Anweisungen zu befolgen.
Ein sehr schönes Bild. In Blankenese und auf dem Bull`n war man
weitgehend unter sich und auch auf der „Europa2“ hatten längst nicht alle Passagiere sich an
die frische Luft getraut und waren wohl beim Dinner oder an der Bar geblieben.
Die „Europa2“ bedankte sich nach jedem Musikstück mit dreimal lang und einmal
kurz mit ihren Typhon und die Blankeneser Mütter im Hanggebiet gaben es wohl
auf, ihre Sprösslinge zum Einschlafen zu
bewegen.
Per Lautsprecher bedankte
sich die Schiffsführung und in der Bordwand des eleganten weißen Schiffes
öffnete sich eine Luke und sechs Kisten Champagner wurden von den Booten im Empfang genommen.
Dann ging es mit der „Europa2“ weiter
elbabwärts und die Tuckerboote strebten heim. Im alten Bootshaus fand die
Absackerparty mit viel Champagner statt.
Kaum war die vornehme
„Europa2“ weg, tauchte das riesige Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff“ vor Blankenese
auf. Mein Schiff, Dein Schiff, Euer Schiff, war Blankenese egal, die Beachtung
dieses Schiffes hielt sich in Grenzen
und auch die schrille überlaute grenzwertige Heavy-Metall- Musik vom Schiff wurde nun in Blankenese missbilligt.
Es war empfindlich kühl
geworden und man strebte nun endgültig heim.
Heiner Fosseck
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