„Das Meer kann eine
wunderbare Landschaft sein“, erzählte Hans Kolb, als wir auf dem Deck der 1962
auf der Deutschen Werft in Finkenwerder gebauten MS „Cap San Diego“
standen. Wir, das waren 14 schifffahrtsinteressierte Damen
und Herren des Seniorennet-Hamburg e. V. Ingke Tjebbes machte für uns den
Bärenführer und führte uns über „ihr“ Schiff. Sie ist als ehrenamtliche
Mitarbeiterin auf der MS „Cap San
Diego“ wie zuhause. „Ihr könnt überall
hingehen und rein kriechen. Es ist noch nie was passiert“. Verwunderlich, wenn man die steilen
Niedergänge und Treppen und das mit Pollern, Masten, Winschen,
Ankerkettenspills, Lüftergehäuse und was weiß ich noch, vollgestellten Decks
sieht.
„Wir fangen mal mit der
Maschine an und arbeiten uns langsam hoch“. So kletterten wir brav
rückwärtsgehend die Eisenleitern runter und waren im Wellentunnel. Eine lange Welle von
mittschiffs bis zum Heck, wohl über dreißig Meter lang. Hier bekam man
Platzangst. Um uns die Hauptmaschine und
vier Hilfsdiesel. Hier kam Walter Kaspar-Sickermann zum Einsatz und hielt uns
wortreiche, aber auch mir verständliche Vorträge über die gesamte Schiffstechnik. „Die
schweren Zylinderdeckel heben sich bei jedem Hub etwas an“. Hans Kolb wurde
auch ausgefragt und musste erklären, dass das ein Überdruckventil ist und das
dort ein Messgerät angeschraubt werden kann.
Für die Mannschaft ist
einer der wichtigsten Orte das „Palaverdeck“ unter der Brücke gewesen, sagte
uns Ingke und das stimmte auch, denn hier saßen auch heute geschützt vor Regen
und Wind viele von uns und die Bänke waren immer besetzt. Die Aussicht über das
ganze Deck geht auch auf eine stadtbekannte Dauergroßbaustelle mit drei Kränen
auf dem unfertigen Dach. Das Schiff wurde hierarchisch geführt. Die Offiziersmesse
glich einem feinen Salon. Zwei Stewards trugen für Offiziere und 12 Passagiere
die Speisen auf Die Mannschaft aß in
einem Speisesaal im Kantinenlook und dann gab es noch dazwischen eine mittlere
Variante vom Aufenthaltsraum, da saßen die Assis und Offiziersanwärter.
Alles fein mit Holz getäfelt. Wunderbare Treppen mit Holzhandläufen.
Die Kabinen strahlten mehr den Charme der
sechziger Jahre aus. Duschen gab es nicht. Toiletten über dem Gang. Ein
Waschbecken und Schluss. Trotzdem
wollten alle Seeleute damals auf den sechs Cap San Schiffen der
Pudding-Reederei Oetker fahren. Ich kenne auch ganz andere Schiffe. Aber das
ist eine andere Geschichte, würde Hans Kolb sagen. Uwe Schlitt war als
Maschinist auf der Cap San Diego gefahren und konnte uns natürlich überall
erklären , was in dieser Kammer ist und was hinter der Tür sich befindet.
Wir hatten in unserer
Gruppe genau die richtigen Schiffssachverständigen und Ingke war auch eine
unaufgeregte Führerin, die geduldig unsere Fragen beantwortete. Wo ist die
Toilette und so weiter.
Am Ende waren wir wieder
alle an Deck. Niemand war im Labyrinth der riesigen Maschinensäle und der
Laderäume verloren gegangen.
Heiner Fosseck
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