Sonntag, 25. August 2013

Auf der Cap San Diego





„Das Meer kann eine wunderbare Landschaft sein“, erzählte Hans Kolb, als wir auf dem Deck der 1962 auf der Deutschen Werft in Finkenwerder gebauten MS „Cap San Diego“ standen.  Wir,   das waren 14 schifffahrtsinteressierte Damen und Herren des Seniorennet-Hamburg e. V. Ingke Tjebbes machte für uns den Bärenführer und führte uns über „ihr“ Schiff. Sie ist als ehrenamtliche Mitarbeiterin  auf der MS „Cap San Diego“  wie zuhause. „Ihr könnt überall hingehen und rein kriechen. Es ist noch nie was passiert“.  Verwunderlich, wenn man die steilen Niedergänge und Treppen und das mit Pollern, Masten, Winschen, Ankerkettenspills, Lüftergehäuse und was weiß ich noch, vollgestellten Decks sieht.
„Wir fangen mal mit der Maschine an und arbeiten uns langsam hoch“. So kletterten wir brav rückwärtsgehend die Eisenleitern runter und  waren im Wellentunnel. Eine lange Welle von mittschiffs bis zum Heck, wohl über dreißig Meter lang. Hier bekam man Platzangst.  Um uns die Hauptmaschine und vier Hilfsdiesel. Hier kam Walter Kaspar-Sickermann zum Einsatz und hielt uns wortreiche, aber auch mir verständliche Vorträge  über die gesamte Schiffstechnik. „Die schweren Zylinderdeckel heben sich bei jedem Hub etwas an“. Hans Kolb wurde auch ausgefragt und musste erklären, dass das ein Überdruckventil ist und das dort ein Messgerät angeschraubt werden kann.
Für die Mannschaft ist einer der wichtigsten Orte das „Palaverdeck“ unter der Brücke gewesen, sagte uns Ingke und das stimmte auch, denn hier saßen auch heute geschützt vor Regen und Wind viele von uns und die Bänke waren immer besetzt. Die Aussicht über das ganze Deck geht auch auf eine stadtbekannte Dauergroßbaustelle mit drei Kränen auf dem unfertigen Dach. Das Schiff wurde hierarchisch geführt. Die Offiziersmesse glich einem feinen Salon. Zwei Stewards trugen für Offiziere und 12 Passagiere die Speisen auf  Die Mannschaft aß in einem Speisesaal im Kantinenlook und dann gab es noch dazwischen eine mittlere Variante  vom  Aufenthaltsraum, da saßen die Assis und Offiziersanwärter. Alles fein mit Holz getäfelt. Wunderbare Treppen mit Holzhandläufen.
  Die Kabinen strahlten mehr den Charme der sechziger Jahre aus. Duschen gab es nicht. Toiletten über dem Gang. Ein Waschbecken und Schluss.  Trotzdem wollten alle Seeleute damals auf den sechs Cap San Schiffen der Pudding-Reederei Oetker fahren. Ich kenne auch ganz andere Schiffe. Aber das ist eine andere Geschichte, würde Hans Kolb sagen. Uwe Schlitt war als Maschinist auf der Cap San Diego gefahren und konnte uns natürlich überall erklären , was in dieser Kammer ist und was hinter der Tür sich befindet.
Wir hatten in unserer Gruppe genau die richtigen Schiffssachverständigen und Ingke war auch eine unaufgeregte  Führerin, die geduldig  unsere Fragen beantwortete. Wo ist die Toilette und so weiter.
Am Ende waren wir wieder alle an Deck. Niemand war im Labyrinth der riesigen Maschinensäle und der Laderäume verloren gegangen.  
Heiner Fosseck

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