Im August, mitten im
Hamburger Sommerloch, beschreibt eine Hamburger Boulevardzeitung auf zwei Seiten,
dass hoch oben im Blankeneser Treppenviertel eine Großvillenbesitzerin sich mit einem Inhaber einer Kleingastronomie
streitet. Wie meist in Blankenese geht es um bauliche Veränderungen. Herr von
Elm oder schon seine Mutter von Schuldts Kaffeegarten haben einen Pavillon in
ihrem versteckt im Hang liegenden Kaffeegarten gebaut. Natürlich ohne die
zuständigen Ämter zu fragen. Das Wetter ist auch hier im Positano des Nordens
höchst unbeständig, sodass eine Überdachung
unumgänglich war. Gegen diese Bebauung streitet mit anwaltlicher Hilfe
Frau Schulte-Haubrock, eine Großvillenbesitzerin. Direkt über dem Kaffegarten
befindet sich die schöne Villa von Frau Schulte-Haubrock. Nun ist diese Petitesse wohl kaum geeignet, dass
sich im Blankeneser Hanggebiet irgendwer darüber aufregt. Streitereien zwischen
Nachbarn sind hier in Blankenese nichts ungewöhnliches. Kein Wunder, wenn man
sich so auf der Pelle sitzt wie im Treppenviertel.
Der Streit zwischen
„reich“ oben und „nicht reich“ unten war nun fast beendet worden. Frau Lühmann,
eine bekannte Persönlichkeit in Blankenese, die schon den Süllberg mit seinem
bekannten Restaurant vor einem Großinvestor aus Heidelberg gerettet hat, war es
gelungen, dass Frau Schulte-Haubrock in
eine Duldung der Baulichkeiten einwilligt. Auf Anraten ihres Anwaltes zog sie diese Zusage zurück. Herr von Elm
drohte dann mit Schließung des Cafés.
Den Kaffegarten Schuldt
gibt es seit weit über hundert Jahren und liegt so verborgen, dass er kaum zu
finden ist. Früher hatte eine Ahnin von
Herrn Elm eine Kaffestube in ihrem Wohnzimmer eingerichtet, aber nach
dem Bau von dreistöckigen Mietshäusern war Schluss mit der Elbaussicht und man
richtete Ende des 19. Jahrhunderts notgedrungen im verwilderten Hang, eine
Terrasse höher, einen Kaffeegarten ein. Dass nun ausgerechnet die letzte
Besitzerin des Süllbergs so vehement
gegen den Eigentümer von Schuldts Kaffeegarten klagt ist vielen
unverständlich. Die Dame ist schon hochbetagt und das Leben ist hier doch
schön. Diese Geschichte hätte ein Ludwig Thoma beschreiben sollen.
Natürlich weiß auch das
Bezirksamt Altona über die Bebauung des Kaffeegartens. Dort hat man wohl beschlossen,
klammheimlich beide Augen zuzudrücken, denn eine staatstragende Partei lässt
alljährlich ihre politische Busausfahrt nicht im Süllbergsrestaurant enden,
sondern im Schuldts Kaffeegarten. Dort sitzen dann etwa 40 an der Hamburger Politik
Interessierte und genießen den
einmaligen Ausblick über Blankenese und
Elbe.
Heiner Fosseck
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