Montag, 26. August 2013

Wir wollen mit der Queen Mary2







Wir wollen mit der Queen Mary2
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Nach langem zögern habe ich mich überzeugen lassen, dass eine Fahrt mit der „Queen“ von Hamburg nach Southampton eine schöne Reise sein kann. Ausschlaggebend war, dass meine Frau für die Alleinbenutzung einer Kabine auf diesem Dickschiff 80% Aufschlag zuzahlen hätte. Kommenden Sonnabend spätabends geht es von der Hafencity los. Zur Zeit dampft dieser Plutokratendampfer durch die Norwegischen Fjorde. Alleine der Papierkrieg für diese dreitägige Minikreuzfahrt ist 32 Seiten stark. Hinzu kommt eine 48 seitige Broschüre mit Verhaltensregeln und Vorschriften und sonstigen  Erklärungen. Vorgeschrieben ist für diese kurze Reise zum Glück nur „informale“ Kleidung. Wenn es über dem Atlantik mit Kapitänsdinner und so geht, ist „formale“ Kleidung angebracht. Da kommt man unter Smoking und weißen Dinnerjacket nicht in die schicken Restaurants hinein. Dann muss man wohl tief unten bei den Plebs  am Büfett essen. Da wir nun keine Krösusse sind, haben wir natürlich  preiswerte Kabinen tief unten knapp über der Wasserlinie gebucht. Aber wie das Leben so spielt, teilte uns die Reederei Cunard mit, dass sie uns ein Angebot machen können, dass wir nicht ablehnen sollten. Wir werden kostenlos  „upgradet“. So nennt man, wenn man eine bessere Kabinenkategorie bekommt. Wir landen auf Deck 10 und essen im Britannia -Restaurant . Wir freuen uns. Das Leben ist schön.  Die Zeit vergeht und wir bekommen wieder eine Anfrage , ob wir nicht für 100 Euro pro Person mehr  in die Princess Suite oder Kabine wollen. Meine Frau meint richtig.“Für zweimal schlafen ist uns das nicht wert“. Abgelehnt! Ich war schon etwas eingeschnappt. Das hätten wir nun doch wohl wuppen können. Dübel ok! Jetzt bekommen wir vorige Woche wieder ein Angebot der Reederei. Wir werden noch mal „upgradet“.  Wir werden in das heilige abgeschlossene  Deck der  Princess -  Klasse eingelassen und bekommen dort eine 37 qm  große Kabine mit Balkon auf der Steuerbordseite. Gegessen wird im intimen Princess Restaurant. Ich überlege nun, ob ich nicht doch mein weißes Dinnerjacket oder dem Smoking  mitnehme.
Ich erwarte nun, dass Ihr geschlossen spätabends am nächsten Sonnabend am Kai in der Hafencity vor der Queen Mary antanzt , um „Huhu“  zu rufen. Ihr müsst die Köpfe weit in den Nacken legen, denn wir residieren hoch oben auf Deck 10. Wir werden mit der Hamburg Flagge huldvoll zurückwinken.

Heiner Fosseck


Sonntag, 25. August 2013

Fahrradraudis im Blankeneser Treppenviertel


Auf der Cap San Diego





„Das Meer kann eine wunderbare Landschaft sein“, erzählte Hans Kolb, als wir auf dem Deck der 1962 auf der Deutschen Werft in Finkenwerder gebauten MS „Cap San Diego“ standen.  Wir,   das waren 14 schifffahrtsinteressierte Damen und Herren des Seniorennet-Hamburg e. V. Ingke Tjebbes machte für uns den Bärenführer und führte uns über „ihr“ Schiff. Sie ist als ehrenamtliche Mitarbeiterin  auf der MS „Cap San Diego“  wie zuhause. „Ihr könnt überall hingehen und rein kriechen. Es ist noch nie was passiert“.  Verwunderlich, wenn man die steilen Niedergänge und Treppen und das mit Pollern, Masten, Winschen, Ankerkettenspills, Lüftergehäuse und was weiß ich noch, vollgestellten Decks sieht.
„Wir fangen mal mit der Maschine an und arbeiten uns langsam hoch“. So kletterten wir brav rückwärtsgehend die Eisenleitern runter und  waren im Wellentunnel. Eine lange Welle von mittschiffs bis zum Heck, wohl über dreißig Meter lang. Hier bekam man Platzangst.  Um uns die Hauptmaschine und vier Hilfsdiesel. Hier kam Walter Kaspar-Sickermann zum Einsatz und hielt uns wortreiche, aber auch mir verständliche Vorträge  über die gesamte Schiffstechnik. „Die schweren Zylinderdeckel heben sich bei jedem Hub etwas an“. Hans Kolb wurde auch ausgefragt und musste erklären, dass das ein Überdruckventil ist und das dort ein Messgerät angeschraubt werden kann.
Für die Mannschaft ist einer der wichtigsten Orte das „Palaverdeck“ unter der Brücke gewesen, sagte uns Ingke und das stimmte auch, denn hier saßen auch heute geschützt vor Regen und Wind viele von uns und die Bänke waren immer besetzt. Die Aussicht über das ganze Deck geht auch auf eine stadtbekannte Dauergroßbaustelle mit drei Kränen auf dem unfertigen Dach. Das Schiff wurde hierarchisch geführt. Die Offiziersmesse glich einem feinen Salon. Zwei Stewards trugen für Offiziere und 12 Passagiere die Speisen auf  Die Mannschaft aß in einem Speisesaal im Kantinenlook und dann gab es noch dazwischen eine mittlere Variante  vom  Aufenthaltsraum, da saßen die Assis und Offiziersanwärter. Alles fein mit Holz getäfelt. Wunderbare Treppen mit Holzhandläufen.
  Die Kabinen strahlten mehr den Charme der sechziger Jahre aus. Duschen gab es nicht. Toiletten über dem Gang. Ein Waschbecken und Schluss.  Trotzdem wollten alle Seeleute damals auf den sechs Cap San Schiffen der Pudding-Reederei Oetker fahren. Ich kenne auch ganz andere Schiffe. Aber das ist eine andere Geschichte, würde Hans Kolb sagen. Uwe Schlitt war als Maschinist auf der Cap San Diego gefahren und konnte uns natürlich überall erklären , was in dieser Kammer ist und was hinter der Tür sich befindet.
Wir hatten in unserer Gruppe genau die richtigen Schiffssachverständigen und Ingke war auch eine unaufgeregte  Führerin, die geduldig  unsere Fragen beantwortete. Wo ist die Toilette und so weiter.
Am Ende waren wir wieder alle an Deck. Niemand war im Labyrinth der riesigen Maschinensäle und der Laderäume verloren gegangen.  
Heiner Fosseck

Krach im Blankeneser Treppenviertel ?





Im August, mitten im Hamburger Sommerloch, beschreibt eine Hamburger Boulevardzeitung auf zwei Seiten, dass hoch oben im Blankeneser Treppenviertel eine Großvillenbesitzerin  sich mit einem Inhaber einer Kleingastronomie streitet. Wie meist in Blankenese geht es um bauliche Veränderungen. Herr von Elm oder schon seine Mutter von Schuldts Kaffeegarten haben einen Pavillon in ihrem versteckt im Hang liegenden Kaffeegarten gebaut. Natürlich ohne die zuständigen Ämter zu fragen. Das Wetter ist auch hier im Positano des Nordens höchst unbeständig, sodass eine Überdachung  unumgänglich war. Gegen diese Bebauung streitet mit anwaltlicher Hilfe Frau Schulte-Haubrock, eine Großvillenbesitzerin. Direkt über dem Kaffegarten befindet sich die schöne Villa von Frau Schulte-Haubrock.  Nun ist diese Petitesse wohl kaum geeignet, dass sich im Blankeneser Hanggebiet irgendwer darüber aufregt. Streitereien zwischen Nachbarn sind hier in Blankenese nichts ungewöhnliches. Kein Wunder, wenn man sich so auf der Pelle sitzt wie im Treppenviertel.
Der Streit zwischen „reich“ oben und „nicht reich“ unten war nun fast beendet worden. Frau Lühmann, eine bekannte Persönlichkeit in Blankenese, die schon den Süllberg mit seinem bekannten Restaurant vor einem Großinvestor aus Heidelberg gerettet hat, war es gelungen, dass Frau Schulte-Haubrock  in eine Duldung der Baulichkeiten einwilligt. Auf Anraten ihres Anwaltes  zog sie diese Zusage zurück. Herr von Elm drohte dann  mit Schließung des Cafés.
Den Kaffegarten Schuldt gibt es seit weit über hundert Jahren und liegt so verborgen, dass er kaum zu finden ist. Früher hatte eine Ahnin von  Herrn Elm eine Kaffestube in ihrem Wohnzimmer eingerichtet, aber nach dem Bau von dreistöckigen Mietshäusern war Schluss mit der Elbaussicht und man richtete Ende des 19. Jahrhunderts notgedrungen im verwilderten Hang, eine Terrasse höher, einen Kaffeegarten ein. Dass nun ausgerechnet die  letzte  Besitzerin des Süllbergs so vehement  gegen den Eigentümer von Schuldts Kaffeegarten klagt ist vielen unverständlich. Die Dame ist schon hochbetagt und das Leben ist hier doch schön.  Diese Geschichte  hätte ein Ludwig Thoma beschreiben sollen.
Natürlich weiß auch das Bezirksamt Altona über die Bebauung des Kaffeegartens. Dort hat man wohl beschlossen, klammheimlich beide Augen zuzudrücken, denn eine staatstragende Partei lässt alljährlich ihre politische Busausfahrt nicht im Süllbergsrestaurant enden, sondern im Schuldts Kaffeegarten. Dort sitzen dann etwa 40 an der Hamburger Politik Interessierte  und genießen den einmaligen Ausblick über Blankenese und  Elbe.
Heiner Fosseck

Donnerstag, 16. Mai 2013

Tuckerbootballett vor Blankenese






Einen Tag vorher wurde vor Blankenese die „Europa2“ getauft. Natürlich mit einem fulminanten Großfeuerwerk und mit Großaufgebot von Funk und Fernsehen. Das war schon sehr  beeindruckend. Strand und Hanggebiet war mit Zuschauern überfüllt.

Einen Tag später wurde die „Europa2“  wieder vor Blankenese erwartet. Der Blankeneser Segel Club ließ es sich nicht nehmen,  mit seiner sogenannten Tuckerbootflotte, ein Ballett zu Ehren der nigelnagelneuen „Europa2 „ aufzuführen. Das Wetter war wieder angemessen hamburgisch, sprich, es regnete etwas und es war empfindlich kühl. Die vielen Boote, weit über 12 Stück an der Zahl, versammelten sich im Windschatten achter dem Blankeneser „Bull`n.  Aufgeregt, wie eine junge Hundemeute, jachterten hier zwischen Ufer und Anleger die Tuckerboote hin und her und die Bootsführer hatten genug zu tun, sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Der Intendant und Regisseur  Jochim Westphalen hatte derweil genug um die Ohren, um mit Unterstützung von Klaus Schade  Ordnung in den Ablauf  dieses Events zu bekommen. Ein kleinerer Segler ein Oldtimer, konnte rüde mit einem kurzem „Hauen Sie ab“ von Jochim  Westphalen verscheucht werden, während der holländische Segler „Franeker“ an der Blankeneser Dampferbrücke sich dickbräsig  breitgemacht hatte und nicht so einfach veranlasst werden konnte, den Liegeplatz zu verlassen. Erst dem Ex-Lotsen Klaus Schade, der den Schiffsführer an Bord aufsuchte, gelang es zu vermitteln und so wurde die „Franeker“  schließlich doch verholt.
Mittlerweile  kam das 5 Sterne Schiff „Europa2“ aus Richtung Hamburger Hafen und blieb vor Blankenese auf dem Punkt stehen. Das Wetter hellte sich auf, die Tuckerbootflotte  rauschte heran. Die Besatzungen waren nicht im üblichen blauen Zwirn gekleidet, sondern hatten zur Feier des Tages alle ein grell orange-farbiges Sweatshirts übergezogen mit den Farben der Hapag.  Mit voll aufgedrehten Lautsprechern erklang nun  „Steuermann halt die Wacht“ und die Tuckerboote fuhren ihre Kreise und Pirouetten  und hatten Mühe, die eingeübten Choreografie-Anweisungen  zu befolgen.  Ein sehr schönes Bild. In Blankenese und auf dem Bull`n war man weitgehend unter sich und auch auf der „Europa2“  hatten längst nicht alle Passagiere sich an die frische Luft getraut und waren wohl beim Dinner oder an der Bar geblieben. Die „Europa2“ bedankte sich nach jedem Musikstück mit dreimal lang und einmal kurz mit ihren Typhon und die Blankeneser Mütter im Hanggebiet gaben es wohl auf, ihre Sprösslinge  zum Einschlafen zu bewegen.
Per Lautsprecher bedankte sich die Schiffsführung und in der Bordwand des eleganten weißen Schiffes öffnete sich eine Luke und sechs Kisten Champagner  wurden von den Booten im Empfang genommen. Dann ging es mit der „Europa2“  weiter elbabwärts und die Tuckerboote strebten heim. Im alten Bootshaus fand die Absackerparty mit viel Champagner statt.
Kaum war die vornehme „Europa2“  weg, tauchte das riesige  Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff“ vor Blankenese auf. Mein Schiff, Dein Schiff, Euer Schiff, war Blankenese egal, die Beachtung dieses Schiffes  hielt sich in Grenzen und auch die schrille überlaute grenzwertige Heavy-Metall- Musik  vom Schiff wurde nun in Blankenese  missbilligt. 
Es war empfindlich kühl geworden und man strebte nun endgültig heim.
Heiner Fosseck