Der 3. März 1943 in Blankenese
Am späten Abend des 3.
März griffen 314 britische Bomber die Elbvororte, darunter auch Blankenese,
Rissen und Wedel an. 913 Luftminen,
Spreng- und Brandbomben gingen auf die wenig kriegswichtigen ,doch so lieblichen
westlichen Vororte nieder. Schwer betroffen wurden Rissen und Wedel , Wie kam
es zu diesem ungewöhnlich schweren Großangriff der Royal Air Force?
Hans Brunswig, ein
damaliger leitender Hamburger Feuerwehrmann, berichtet in seinen Buch
„Feuersturm über Hamburg“, dass ein Ortungsfehler
der RAF vorlag. Der „Masterbomber“ hatte auf seinen neuen H2S – Radargerät das
Bild der Elbe mit ihren zahlreichen Einbuchtungen und Sandbänken ( es war Ebbe) im Raum Wedel mit dem Hamburger Hafenbild verwechselt und
seine Markierungsbomben (Christbäume)
auf den falschen Zielraum abgesetzt. Die Masse der anfliegenden
Maschinen warf ihre Spreng- und Brandbomben deshalb in ein Gebiet, das nur
schwach besiedelt war, schreibt Hans
Brunswig
Man muss bedenken, dass
die Royal Air Force wegen der starken Hamburger Luftverteidigung sehr hoch fliegen musste und man mit den H2S
Radargerät wohl noch wenig Erfahrung hatte. Die Umrisse der Landschaft wurden
nur grob angezeigt. So wurde der Wedeler Mühlenteich als Außenalster und die Au
als Oberalster identifiziert.
Die roten und grünen
Leuchtbomben über Blankenese konnte man von Lurup aus beobachten.
Viele der Bomben gingen
in die Elbe oder in unbewohntes Gebiet. Das Angriffsgebiet erstreckte sich über
35 Kilometer. Bomben fielen in die Haselauer Marsch und auf dem Hopfenmarkt
neben der Nikolaikirche in der Hamburger Altstadt.
In Blankenese zerstörte
eine 1000 Lbs Bombe den Ortskern. Das Post-und Fernmeldeamt, sowie Tengelmann, sowie
das Gebäude der Parteizentrale der NSDAP
zwischen Lornsenplatz (Blankeneser Markt) und Auguste Baur Straße wurden
zertrümmert. An der Auguste Baur Straße wurden etliche Häuser mehr oder weniger vernichtet. Das Haus Rahloff
an der Ecke Oesterleystraße wurde vom Explosionsdruck angehoben und knallte
versetzt auf das Fundament zurück. Man hatte anschließend Mühe die nötigen Rettungskräfte zu alarmieren, da
ausgerechnet ein Knotenpunkt mit dem Fernmeldeamt vernichtet wurde. Nur eine
Leitung des Luftwarndienst funktionierte
noch, aber war natürlich hoffnungslos überlastet. Der gesamte Blankeneser Ortskern wurde
polizeilich abgesperrt. Doch das hinderte die Blankeneser nicht, wie gewöhnlich
hier am nächsten Morgen zur Arbeit zu gehen, Berichtet wurden von zwei Toten.
Der damalige „Matrose auf
einen Minensucher“ Hans Studt beschreibt sinngemäß in seinen
gleichnamigen Buch : Allen Hamburger wurde ein achttägiger Bombenurlaub gewährt. Schwer bepackt reiste
ich nach Blankenese zu meiner Schwester Käthe. In der Bahnhofstraße sah er die
beschriebenen Schäden. Er sah sich die Schäden und die Rettungsarbeiten lange an. Seine Schwester , die in der Grube
wohnt, war froh ihn heil wiederzusehen.
Die Einsatzkräfte hatten
bis Ende März 1943 zu tun, alle Blindgänger und Bomben auszugraben und den
Phosphor zu beseitigen, das teilweise in unwegsames Gelände gefallen war.
Die Blankeneser gingen
meistens bei Fliegeralarm in ihre
Keller. Dort fühlten sie sich sicher
gegen Splitter der Bomben und
Brandsätze. Es gab am Blankeneser Bahnhof
einen bombensicheren Tiefbunker. Der ist vor ein paar Jahren zum größten Teil beseitigt worden.
Heute steht dort ein Kaffeehaus drauf. Ein zweiter Bunker ist unter dem
ehemaligen Finanzamt, jetzt Bugenhagenschule.
Blankenese besaß auch
Flugzeugabwehrschutz. Eine Flakstellung war ausgerechnet auf dem Dach des
Goßlerhauses.
In Wedel und Schulau
waren die Schäden und Verluste weitaus gravierender. 37 Tote und 137 Verletzte waren zu beklagen.
394 Gebäude wurden leicht, 860 sind
erheblich beschädigt worden. In Rissen wurde von 300 Schäden berichtet.
Wie diese Ereignisse im national-sozialistischen „Hamburger Anzeiger“
am nächstem Morgen, dem 4. März berichtet
und kommentiert wurden, ist für damalige Zeiten typisch.
Starke Abwehr in der
Angriffsnacht. Flak stellte den Gegner im Vorfeld. Das Reichspropagandaamt
Hamburg teilt mit: Am späten Abend des 3. März griffen feindliche Flugzeuge Hamburg an und warfen auf
Stadtgebiet und Umgebung zahlreiche
Spreng- und Brandbomben . Hierdurch wurden Zerstörungen an Wohnhäuser besonders in kleineren Vororten und Nachbargemeinden verursacht. Anschließend wurde über die „Abwehrfront der
Hamburger Flak“ berichtet.
13500 Einwohner hatte
Blankenese 1939. Etwa 1000 Gefallene aus
Blankenese hat der Zweite Weltkrieg
gekostet. Ein hoher „Blutzoll „ für den kleinen Ort Blankenese.
Aber vergessen wir nicht, dass auch 136 jüdische
Blankeneser Mitbürger emigrieren
mussten.12 gingen in den Freitod. 21 jüdische Blankeneser wurden in
Konzentrationslagern ermordet . Das Schicksal von 37 jüdischen Mitbürgern ist
nicht bekannt.
Heiner Fosseck