Mittwoch, 2. Januar 2013

Die FlutmarkenTafel von 1916 ist wieder da



Die FlutmarkenTafel von 1916  ist wieder da

Am 13. Januar 1916, mitten im erstem Weltkrieg, traf die norddeutschen Küsten, das Elbegebiet und somit auch Blankenese eine Sturmflut. Das Hochwasser am Donnerstag war das höchste seit dem Jahre 1881. Damals hatte die höchste Flut um die Weihnachtszeit 8,17 Meter über Neu-Null erreicht. Die Norddeutschen Nachrichten meldeten zwei Tage später neben Kriegsberichtsmeldungen “An der Ostfront nichts Neues“, folgende Meldung:
Aus unserem Leserkreise
Blankenese im Januar 1916
Eine Sturmflut, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht erlebt haben, suchte gestern die Elbgegend heim. Bereits der Vormittag hatte einige Anzeichen
wieder heraufziehenden Sturmes gebracht. Schwere Böen jagten aus dem Südwesten über die Elbe hinweg. Als dann aber am Nachmittag der Wind nach Nordwesten wechselte und in ununterbrochener Stärke blies, rückte die Gefahr einer neuen Sturmflut schnell näher und stieg bis abends 10 1/2 Uhr in geradezu erschreckender Weise. Nicht allein sämtliche Vorgärten standen unter Wasser, der Strandweg in Blankenese glich in seiner ganzen Länge dermaßen einer tobenden See, dass sich ein regelrechter Schiffsverkehr auf ihm hätte entwickeln können. Bis in den Neuenweg, in die Grube und in die Elbstraße hinein war die Elbe gedrungen und hatte alle Anwohner vom Verkehr abgeschnitten. Nur mit Turn- und Kletterkünsten vermochten sie über Gitter und Bollwerke hinweg in ihre Wohnungen zu gelangen. Der Strandweg ist an einigen Stellen durch das Wasser arg zugerichtet worden. Das Pflaster wurde aufgerissen und große Löcher sind entstanden. In einigen Häusern liefen auch die Keller voll Wasser, sodaß die Feuerwehr beansprucht werden musste. So war u.a. die brave Feuerwehr beim Krämer Wichmann am Strandwege die ganze Nacht beschäftigt, um den großen Vorratskeller wieder leer zu pumpen. Soweit bekannt geworden, scheint kein allzugroßer Schaden  entstanden zu sein. Anscheinend ist es auch gelungen, die aus ihrem Winterschlaf aufgeschreckten Boote, die zum Teil zwischen den Kohlpflanzen der Gärtwen und auf der Strandpromenade herumgondelten zu bergen. Es dürfte sich empfehlen, noch späteren Generationen durch eine Wassermarke Kunde zu geben, welch einen hohen Stand das Wasser der Elbe im Kriegsjahr 1916 erreicht hat. 
Die gusseiserne Tafel wurde in den späten 1920 Jahren am Strandweg-Ecke Elbgang  an der Granit-Findlingsmauer angebracht .  Die Höhe der Tafel war nicht stimmig und ein Kompromiss, denn die Tafel sollte auch nicht zu tief hängen. Erstens konnte sie dann niemand lesen und zweitens  sollte sie auch für Hunde unerreichbar sein. Da hing die Tafel annähernd 40 Jahre und nach der verheerenden  Sturmflut 1962 wurde sie abgebaut und verschwand. Bei dem Auszug  aus dem Gosslerhaus Blankenese  fiel einem leitenden Beamten die Tafel in die Hände und er übergab sie den Baumeister in Blankenese Volkert Sörensen, der sie säuberte und verwahrte.
Die Jahre vergingen und im Frühjahr  2012 jährte sich die Flutkatastrophe  1962 zum 50. Male. Man erinnerte sich an die Tafel, und so kam es, dass Volkert Sörensen und Joachim Eggeling vom Blankeneser Bürger-Verein übereinkamen, die Tafel muss wieder an ihren Platz. Gesagt, getan.
So trafen sich am 10. August dieses Jahres bei norddeutschem Sommerwetter unten am Strandweg zwischen Phillipsstrom und Elbgang etwa 20 Interessierte und sechs Mitglieder des Blankeneser Bürger-Vereins, und nach einführenden Worten von Herrn Jürgen Weber, Herrn Eggeling und Volkert Sörensen wurde die Tafel enthüllt. Der Jubel und das Klatschen ging im Getöse  von Hundegebell und dem nervtötenden Rattern der „Bergziege“ unter. Gleich wurde auch die ungleiche Farbauswahl, die Höhe der Tafel und auch von Uneingeweihten das „falsche“ Datum moniert. Aber das ist in Blankenese so üblich. Vorher musste auch von der Eigentümerin des anliegenden Hauses , Frau Kirsten Berg, geb. Quistorff, die Genehmigung zum Anbringen der Tafel eingeholt werden. Der zweite Eigentümer musste  mit Engelszungen überzeugt werden, dass  sein Anwesen  nicht unter der Tafel leiden müsse.
Nach vollbrachter  Enthüllung  und mit dem guten Gewissen eine gute Tat für Blankenese vollbracht zu haben, zog man in das Restaurant  Ahrberg, wo man bei Brezeln und Bier das Geschehene bekakelte.
Heiner Fosseck

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