Die FlutmarkenTafel von 1916 ist wieder da
Am 13. Januar
1916, mitten im erstem Weltkrieg, traf die norddeutschen Küsten, das Elbegebiet
und somit auch Blankenese eine Sturmflut. Das Hochwasser am Donnerstag war das
höchste seit dem Jahre 1881. Damals hatte die höchste Flut um die
Weihnachtszeit 8,17 Meter über Neu-Null erreicht. Die Norddeutschen Nachrichten
meldeten zwei Tage später neben Kriegsberichtsmeldungen “An der Ostfront nichts
Neues“, folgende Meldung:
Aus unserem Leserkreise
Blankenese im Januar 1916
Eine Sturmflut, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht erlebt
haben, suchte gestern die Elbgegend heim. Bereits der Vormittag hatte einige
Anzeichen
wieder heraufziehenden Sturmes gebracht. Schwere Böen jagten
aus dem Südwesten über die Elbe hinweg. Als dann aber am Nachmittag der Wind
nach Nordwesten wechselte und in ununterbrochener Stärke blies, rückte die
Gefahr einer neuen Sturmflut schnell näher und stieg bis abends 10 1/2 Uhr in
geradezu erschreckender Weise. Nicht allein sämtliche Vorgärten standen unter
Wasser, der Strandweg in Blankenese glich in seiner ganzen Länge dermaßen einer
tobenden See, dass sich ein regelrechter Schiffsverkehr auf ihm hätte
entwickeln können. Bis in den Neuenweg, in die Grube und in die Elbstraße
hinein war die Elbe gedrungen und hatte alle Anwohner vom Verkehr
abgeschnitten. Nur mit Turn- und Kletterkünsten vermochten sie über Gitter und
Bollwerke hinweg in ihre Wohnungen zu gelangen. Der Strandweg ist an einigen
Stellen durch das Wasser arg zugerichtet worden. Das Pflaster wurde aufgerissen
und große Löcher sind entstanden. In einigen Häusern liefen auch die Keller
voll Wasser, sodaß die Feuerwehr beansprucht werden musste. So war u.a. die brave
Feuerwehr beim Krämer Wichmann am Strandwege die ganze Nacht beschäftigt, um
den großen Vorratskeller wieder leer zu pumpen. Soweit bekannt geworden,
scheint kein allzugroßer Schaden
entstanden zu sein. Anscheinend ist es auch gelungen, die aus ihrem Winterschlaf
aufgeschreckten Boote, die zum Teil zwischen den Kohlpflanzen der Gärtwen und
auf der Strandpromenade herumgondelten zu bergen. Es dürfte sich empfehlen,
noch späteren Generationen durch eine Wassermarke Kunde zu geben, welch einen
hohen Stand das Wasser der Elbe im Kriegsjahr 1916 erreicht hat.
Die gusseiserne
Tafel wurde in den späten 1920 Jahren am Strandweg-Ecke Elbgang an der Granit-Findlingsmauer angebracht . Die Höhe der Tafel war nicht stimmig und ein
Kompromiss, denn die Tafel sollte auch nicht zu tief hängen. Erstens konnte sie
dann niemand lesen und zweitens sollte
sie auch für Hunde unerreichbar sein. Da hing die Tafel annähernd 40 Jahre und
nach der verheerenden Sturmflut 1962
wurde sie abgebaut und verschwand. Bei dem Auszug aus dem Gosslerhaus Blankenese fiel einem leitenden Beamten die Tafel in die
Hände und er übergab sie den Baumeister in Blankenese Volkert Sörensen, der sie
säuberte und verwahrte.
Die Jahre
vergingen und im Frühjahr 2012 jährte
sich die Flutkatastrophe 1962 zum 50.
Male. Man erinnerte sich an die Tafel, und so kam es, dass Volkert Sörensen und
Joachim Eggeling vom Blankeneser Bürger-Verein übereinkamen, die Tafel muss
wieder an ihren Platz. Gesagt, getan.
So trafen
sich am 10. August dieses Jahres bei norddeutschem Sommerwetter unten am
Strandweg zwischen Phillipsstrom und Elbgang etwa 20 Interessierte und sechs
Mitglieder des Blankeneser Bürger-Vereins, und nach einführenden Worten von
Herrn Jürgen Weber, Herrn Eggeling und Volkert Sörensen wurde die Tafel
enthüllt. Der Jubel und das Klatschen ging im Getöse von Hundegebell und dem nervtötenden Rattern
der „Bergziege“ unter. Gleich wurde auch die ungleiche Farbauswahl, die Höhe
der Tafel und auch von Uneingeweihten das „falsche“ Datum moniert. Aber das ist
in Blankenese so üblich. Vorher musste auch von der Eigentümerin des
anliegenden Hauses , Frau Kirsten Berg, geb. Quistorff, die Genehmigung zum
Anbringen der Tafel eingeholt werden. Der zweite Eigentümer musste mit Engelszungen überzeugt werden, dass sein Anwesen
nicht unter der Tafel leiden müsse.
Nach
vollbrachter Enthüllung und mit dem guten Gewissen eine gute Tat für
Blankenese vollbracht zu haben, zog man in das Restaurant Ahrberg, wo man bei Brezeln und Bier das
Geschehene bekakelte.
Heiner
Fosseck
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