Eine
politische Reise
Schon um 10.30 waren wir vor dem Reichstagsgebäude im
winterlich-kaltem Berlin.
Nachdem wir einen Sicherheitsscheck überstanden hatten,
gelangten wir auf die Besuchertribüne des Plenarsaals des deutschen
Bundestages. Seit 9 Uhr fand hier die 158. Sitzung über „ Industriepolitik für
den Standort Deutschland“ statt. Das war für uns hochinteressant, denn es wurde
auch mal hart ausgekeilt:“ Sie sind so kleinkariert, dass sie kaum zu erkennen
sind.“ Viele der Matadoren waren in Brüssel oder Paris, aber einige konnten
doch identifiziert werden. Von der Leyen, Kauder Brüderle, Trittin, Kühnast
habe ich gemacht.
Danach ging es im Galopp zu einer Besprechung mit dem
Hamburger Bundestagsabgeordneten Manuel Sarrazin . Nein, nicht verwandt und
verschwägert mit einem anderen bekannten Sarrazin.
Innerhalb 33 Minuten hat er uns die Probleme der EU-Politik
in Punktum der internationalen Finanzkrise und deren Folgen erklärt.
Schlussendlich schwirrte uns der Kopf über all die Millionen und Milliarden.
Wir waren froh, als Sarrazin per SMS in den Plenarsaal beordert wurde.
Nach dem obligatorischen Fototermin in der Glaskuppel, die,
wegen Schneefall, nicht betreten werden
konnte, eilten wir zum Mittagsessen in das Restaurant „Zur Nolle“. Danach eine
gemütliche Stadtrundfahrt durch die Innenstadt und dem Regierungsbezirk. Am
Gendarmenmarkt wurde eine längere Pause eingelegt, aber der französische Dom
und dergleichen wurde schnöde links liegengelassen und viele von uns trafen
sich in einem besseren Geschäft wieder, dass nur Schokoladenprodukte anbot.
Zur Übernachtung
wurden wir in das Comfort Hotel Lichtenberg an der Peripherie der
östlichen Innenstadt gebracht. Das Umfeld war von 16 stöckigen Plattenbauten
der untergegangenen DDR geprägt. Eine Kneipe zur Einnahme des Absackers wurde
nicht von uns gefunden. Die Fenster unseres Hotelzimmer konnte man öffnen und
einem Suizidvesuch angesichts dieser öden Gegend, stand nichts entgegen.
Der nächste Tag brachte frühmorgens einen herrlichen Sonnenaufgang und die Temperatur
war zweistellig im Minusbereich. Auf uns wartete in der Gedenkstätte
Berlin-Hohenschönhausen (ehem. Zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi) zum
Informationsgespräch der Kubaner Jorge Lois Garcia Vasquez, den die
Staatssicherheit der DDR 1988 hier für einige Zeit inhaftiert hatte. Der Mann
wurde nach einigen Wochen nach Kuba ausgeliefert, wo er von dem kubanischen
Geheimdienst inhaftiert wurde. Die Zustände in den Knästen in Kuba erinnerten
an den stalinistischen Lagern der frühen Jahre der DDR. Der Mann sprach ein
gepflegtes Deutsch. Die Fakten trug er ironisch, aber eindringlich vor. Wir waren froh, diese bedrückende Örtlichkeit
verlassen zu dürfen.
Das Mittagessen fand in dem Lokal „Bauernlümmel“ statt. Wie
man in diesem Glaspalast auf diesem Namen gekommen ist, würde mich
interessieren.
Nachmittags war ein Informationsgespräch im Bundesministerium
für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung in Berlin-Mitte vorgesehen.
Hier wurden wir informiert, über die vielseitigen
Aktivitäten dieses Ministeriums, das zum Teil noch in Bonn residiert.
Baumaßnahmen im Schienen- und Straßenverkehr, Wasserschiffahrtswege und die Förderung
von Stadteilprojekten, wie am Beispiel Hamburg wurden uns aufgezeigt. Ob nun in
Wilhelmsburg, Bergedorf Süd oder Reiherstieg überall fördert das Ministerium
nach einem errechneten Schlüsselfaktor
die Priorität der Maßnahmen. Wieder wurden wir mit Fakten überhäuft.
Dann besichtigten einige noch das Brandenburger Tor, gingen
in die Sanitärräume des Hotel Adlon oder tranken Kakao und Kaffee in dem
schicken Cafè im Literaturforum am Pariser Platz.
Dann ging es wieder heimwärts mit Bus und Bahn nach Hamburg.
Heiner Fosseck
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