Freitag, 4. Mai 2012


8. Tag Fahrradreise durch Ostdeutschland
Guben – Bad Muskau
Guben werde ich als sehr kalt in Erinnerung behalten. Jetzt geht der Radweg direkt an der Neiße entlang. Ich frage eine Frau, die über die Neißebrücke nach Polen strebt. „Geht dieser Weg an der Neiße entlang?““ Ja, immer gerade aus.““Sind sie Polin?“ “Nein, ich komme aus Kasachstan“. „Wieso sprechen sie so gut deutsch?“ „ Meine Großmutter war Deutsche“. Die Menschen kommen immer mehr zusammen.
Ich sitze im Windschatten des unangenehm kalten Wind auf einer einfachen Holzbank. Ein 80 jähriger gesellt sich zu mir. Er ist zufrieden mit der Wende. Er hat seine Rente und seine Frau hat eine Rente. Sie kommen zurecht. Er fährt jeden Tag etwa 20 Kilometer mit dem Rad. Ärgerlich sind räuberische Banden, die aus Polen kommen und hier einbrechen. Es sind nicht immer Polen. Angst machen ihm Pläne der Vattenfall, die mit dem Braunkohlentagebau in den nächsten Jahrzehnten bis zur Neiße vordringen und ganze Dörfer verschwinden lassen wollen. „Ach, sage ich, bis das Spruchreif wird, sind wir beide unter der Erde.“ Der Stadt Weißwasser wird von dem Braunkohlebergbau das Grundwasser abgegraben und nun muss in Weißwasser teuer in langen neuen Wasserleitungen Trinkwasser herangeschafft werden. Jetzt wurden schon mal die Wasserpreise erhöht. Vattenfall wird sich nicht verweigern und auch ihr Scherflein zur Behebung der Wassernot beitragen.
Mit meiner Uschi habe ich Kummer. Sie schafft es nur unter großen Schwierigkeiten, mir eine Unterkunft in Bad Muskau zu beschaffen. Das machen wir mit Handy und Internet. Sie sagt mir dann wo ich wohnen werde. Die Tourist-Info im altem Schloss von Bad Muskau ist ein Reinfall. Entweder die gehen nicht an das Telefon oder sind nicht am Arbeitsplatz. „Unterkunft, sie wollen eine Unterkunft. Ja, da muss ich mal sehen, ob da noch was frei ist“, wird genölt, als meine Frau nach einer Stunde Telefoniererei  doch Anschluss bekommt. Sie ruft dann doch lieber selbst in den Hotels an. In einer Pension bin ich mit einem anderem Gast abends allein im Haus.
Der Weg an der Neiße ist sehr schön und immer wieder hole ich mein Fernglas raus. Hier gibt es auch viel zu sehen. Wenn ich bloß Bussard vom Habicht unterscheiden könnte. Aber man kann nicht alles wissen. Ich komme an Wassermühlen und Stauwehren vorbei, die gerade vollkommen neu gestaltet werden. Viele Altarme der Neiße, kleine und größere Teiche und Seen und die verwunschenen Auwälder, sind  hier in dieser noch intakten Landschaft an der Grenze zu Polen zu erleben.
In Forst fahre ich an dem Ostdeutschen Rosengarten vorbei. Das Tor war offen, aber leider die Toiletten zu. Es wurde gerade alles neu bepflanzt. Viel zu sehen war noch nicht. Es war auch noch zu kalt.
Gegen 17 Uhr fahre ich durch den Park von Bad Muskau. Vorbei an 200 jährigen Eichen und geflegten Bepflanzungen. Das Schloss ist teilweise eingerüstet. Immer noch, wie lange wohl schon? Auch beim letztem Besuch war alles eingerüstet. Nun nur noch ein Teil der Vorderfront. Sonst erstrahlt es schon im hübschen Ockerot. Der Burggraben ist auch ohne Wasser. Ein paar Enten baden in den letzten Pfützen.
Die Leben ist schön.
Heiner Fosseck

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