8. Tag Fahrradreise durch
Ostdeutschland
Guben – Bad Muskau
Guben werde
ich als sehr kalt in Erinnerung behalten. Jetzt geht der Radweg direkt an der
Neiße entlang. Ich frage eine Frau, die über die Neißebrücke nach Polen strebt.
„Geht dieser Weg an der Neiße entlang?““ Ja, immer gerade aus.““Sind sie
Polin?“ “Nein, ich komme aus Kasachstan“. „Wieso sprechen sie so gut deutsch?“
„ Meine Großmutter war Deutsche“. Die Menschen kommen immer mehr zusammen.
Ich sitze im
Windschatten des unangenehm kalten Wind auf einer einfachen Holzbank. Ein 80
jähriger gesellt sich zu mir. Er ist zufrieden mit der Wende. Er hat seine
Rente und seine Frau hat eine Rente. Sie kommen zurecht. Er fährt jeden Tag
etwa 20 Kilometer mit dem Rad. Ärgerlich sind räuberische Banden, die aus Polen
kommen und hier einbrechen. Es sind nicht immer Polen. Angst machen ihm Pläne
der Vattenfall, die mit dem Braunkohlentagebau in den nächsten Jahrzehnten bis
zur Neiße vordringen und ganze Dörfer verschwinden lassen wollen. „Ach, sage
ich, bis das Spruchreif wird, sind wir beide unter der Erde.“ Der Stadt
Weißwasser wird von dem Braunkohlebergbau das Grundwasser abgegraben und nun
muss in Weißwasser teuer in langen neuen Wasserleitungen Trinkwasser herangeschafft
werden. Jetzt wurden schon mal die Wasserpreise erhöht. Vattenfall wird sich
nicht verweigern und auch ihr Scherflein zur Behebung der Wassernot beitragen.
Mit meiner
Uschi habe ich Kummer. Sie schafft es nur unter großen Schwierigkeiten, mir
eine Unterkunft in Bad Muskau zu beschaffen. Das machen wir mit Handy und
Internet. Sie sagt mir dann wo ich wohnen werde. Die Tourist-Info im altem
Schloss von Bad Muskau ist ein Reinfall. Entweder die gehen nicht an das
Telefon oder sind nicht am Arbeitsplatz. „Unterkunft, sie wollen eine
Unterkunft. Ja, da muss ich mal sehen, ob da noch was frei ist“, wird genölt,
als meine Frau nach einer Stunde Telefoniererei
doch Anschluss bekommt. Sie ruft dann doch lieber selbst in den Hotels
an. In einer Pension bin ich mit einem anderem Gast abends allein im Haus.
Der Weg an
der Neiße ist sehr schön und immer wieder hole ich mein Fernglas raus. Hier
gibt es auch viel zu sehen. Wenn ich bloß Bussard vom Habicht unterscheiden
könnte. Aber man kann nicht alles wissen. Ich komme an Wassermühlen und
Stauwehren vorbei, die gerade vollkommen neu gestaltet werden. Viele Altarme
der Neiße, kleine und größere Teiche und Seen und die verwunschenen Auwälder,
sind hier in dieser noch intakten
Landschaft an der Grenze zu Polen zu erleben.
In Forst
fahre ich an dem Ostdeutschen Rosengarten vorbei. Das Tor war offen, aber
leider die Toiletten zu. Es wurde gerade alles neu bepflanzt. Viel zu sehen war
noch nicht. Es war auch noch zu kalt.
Gegen 17 Uhr
fahre ich durch den Park von Bad Muskau. Vorbei an 200 jährigen Eichen und
geflegten Bepflanzungen. Das Schloss ist teilweise eingerüstet. Immer noch, wie
lange wohl schon? Auch beim letztem Besuch war alles eingerüstet. Nun nur noch
ein Teil der Vorderfront. Sonst erstrahlt es schon im hübschen Ockerot. Der
Burggraben ist auch ohne Wasser. Ein paar Enten baden in den letzten Pfützen.
Die Leben ist
schön.
Heiner
Fosseck
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